Die Geister, die er rief

»Ähzebär und Ko« sagt den Geisterzug ab, stattfinden wird er trotzdem

> »Wir haben ja gar nichts dagegen, dass die Leute nur feiern wollen und den Zug nicht mehr als politische Demonstration sehen. Doch dann müssen wir das nicht organisieren«, sagt Erich Hermans. Er ist enttäuscht, schließlich hat er den Geisterzug damals ins Leben gerufen, 1991 war das, während des Golfkrieges, als der Rosenmontagszug abgesagt wurde. Mit dem Kölner Friedensforum zusammen organisierte Hermans eine wilde Mischung aus Straßenkarneval und politischem Protest.

Starke Demotivation plus Finanzierungslücke

Dieses Jahr wird der Geisterzug zum ersten Mal nicht mehr stattfinden, jedenfalls nicht von »Ähzebär und Ko e.V« organisiert. Der »Verein für Geisterzug und andere kölschrebellische Traditionen«, den ebenfalls Hermans gegründet hat, verweist bei seiner Absage nicht nur auf mangelndes politisches Interesse der Zugteilnehmer, das bei den Organisatoren zu einer »starken Demotivation« geführt habe, sondern auch auf die Finanzierungslücke. Rund 15.000 Euro fehlen laut Hermans, um den Zug mit all seinen vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen entlang der Route durchführen zu können – »unsere Polster sind aufgebraucht«.
Die konnte der Verein ansammeln, weil es ihm bis vor vier Jahren gestattet war, während der Stunksitzungen im E-Werk für den Geisterzug zu sammeln. Vorschriften des Ordnungsamtes ließen diese Geldquelle versiegen. Und genug Spenden bekommt der kleine Verein auf anderem Wege nicht zusammen.

Forum: für Zankäpfel und Schlachtpläne

Im Forum von www.geisterzug.de wird derweil gezankt und geplant: Die generelle Kritik Hermans an den Zugteilnehmern stößt nicht nur auf Wohlwollen und Einsicht, einige sehen in der Entpolitisierung schlicht ein Zeichen der Zeit: »Ich denke eine Repolitisierung der Teilnehmer wird nicht möglich sein, vor allem nicht in dieser Größenordnung«, schreibt ein Gast im Forum, »das ganze zwei Nummern kleiner aufzuziehen wird auch nicht möglich sein. Was bleibt dann?«
Für diese Session bleibt es bei der Absage, »dennoch wird es auch in diesem Jahr einen Geisterzug geben, vielleicht auch mehrere«, vermutet Erich Hermans. Denn im Forum werden bereits Treffpunkte vereinbart und Routen für die spontanen Geisterzüge am Karnevalssamstag entworfen.

Treffen am 10.Mai

Die Ehrenamtlichen von »Ähzebär und Ko« wollen eine »Denkpause über die Zukunft des alternativen Umzugs« einlegen und laden am 10. Mai zu einem Treffen ein: »Wir hoffen, dass uns mehr Leute unterstützen und dem Geisterzug schon für 2007 neues Leben einhauchen«, sagt Hermans.
Yvonne Greiner