Karger Raum, bunte Gäste: Musiker Otto von Schirach, Foto: Christian Faustus

Höhle und Spielplatz

Die Baustelle Kalk bewährt sich als sympathisches DIY-Projekt im Rechtsrheinischen

 

Vier Wände und eine Decke, mehr braucht man nicht, um einen Off-Space zu starten. In diesem Fall: Ein leerer Raum in einem Kalker Hinterhof, ein paar Bänke und Stühle, Wolldecken statt Heizung. Vor vier Jahren organisierten Meryem Erkus, ihre Schwester Fatma Erkus und Nicole Wegner hier einen Filmabend, aus dem kurzerhand der Kulturverein »Baustelle Kalk« entstand. 

 

Anstatt sich darüber zu ärgern, dass in Köln zu wenig passiert, nehmen die Macherinnen seitdem die Sache selbst in die Hand und zeigen, wie leicht sich etwas auf die Beine stellen lässt, wenn man es einfach macht. Statt über Förderanträgen zu brüten, Konzepte zu formulieren und monatelang auf Entscheidungen zu warten, gründeten die drei Frauen zwischendurch einen e.V. und legten los. Zu den ersten Veranstaltungen gehörte ein ambitioniertes Konzertprogramm mit internationalen Nischen-Bands, die in New York oder Berlin, aber nie zuvor in Köln gespielt hatten, finanziert nur durch Eintrittsgelder und Spenden. 

 

Die Baustelle verzichtet bewusst auf Förderungen, um sich ihren »DIY«-Charakter bewahren zu können: die Freiheit, genau das zu machen, worauf die Macherinnen und das erweiterte Team Lust haben, ohne Erwartungen entsprechen zu müssen. So werden eine Menge Spaß, Energie und neue Ideen freigesetzt, im Juni gab es dazu auch die offizielle Anerkennung: Die Baustelle Kalk wurde mit dem »Kölner Kulturpreis« in der Rubrik Junge Initiativen ausgezeichnet, eine riesige Überraschung, verbunden mit einem Preisgeld von 5.000 Euro, das einen ganzen Jahresetat sichert. 

 

Meryem Erkus beschreibt die Baustelle zugleich als wohlige Höhle und als Spielplatz, an dem sie und ihre Mitstreiterinnen abseits vom Strom auf der anderen Rheinseite frei agieren und der Stadt einen zusätzlichen Raum bieten können. Für Kunst, Musik, Theater, Film, Lesungen. Aber auch für die Nachbarschaft. Nach dem Motto: Baut mit und macht den Ort zu eurem Ort! Die Baustelle gibt Hörspielbegeisterten, Comic-Fans und nerdigen Musikfans genauso ein zu Hause wie der Community im Veedel, die vielleicht noch nie im Schauspiel war, aber dafür bei einem Klavierabend vorbeischaut. Vor allem zaubert sie Monat für Monat ein überraschendes Programm aus dem Hut. Mal verwandelt sie sich in einen Wald, in dem man auf einem Boden aus Rindenstücken läuft und es nach Tannennadeln riecht, mal spielt eine Dixieland-Band Südstaaten-Sounds der 20er Jahre, wie in diesem Jahr zum Kalk Synchron-Festival. 

 

Baustelle Kalk, Kalk-Mülheimer Str. 124, aktuelles Programm:
baustellekalkpost.blogspot.com oder facebook.com/BaustelleKalk

 

Termine September: Konzert im Rahmen von »Kalk Synchron« am 9.9.: The Stephan Street Serenaders.