Bettina Fischer, Ines Dettmann und Tilman Strasser vom Literaturhaus Köln, Foto: Manfred Wegener

20 Jahre nach Mitglied »001«

Das Literaturhaus feiert seinen zwanzigsten Geburtstag

Vor 20 Jahren traf sich eine Gruppe literaturbegeisteter Kölner mit einem Plan: Sie wollte nach langem Vorlauf das erste Literaturhaus in NRW gründen. »Ich warnte davor, länger abzuwarten und zu riskieren, dass Düsseldorf als Landeshauptstadt den Kölnern zuvorkommen würde. Das wirkte«, schreibt der ehemalige KiWi-Verleger Reinhold Neven Du Mont in seinen Memoiren. Er wurde der Gründungsvorsitzende des Literaturhauses, das 1999 seine ersten Räumlichkeiten im Mediapark bezog. 2006 folgte ein Umzug in die Schönhauser Straße, 2014 ein weiterer — ins Haus Bachem am Großen Griechenmarkt.

 

Konstant geblieben ist der Anspruch des Hauses. »Wir wollen Menschen erreichen, die sich mit Literatur auseinandersetzen«, sagt Bettina Fischer aus dem vierköpfigen Programmteam. Literatur wird dabei weit gefasst: Im Feuilleton besprochene Bücher gehören ebenso dazu wie Comics oder Drehbücher der verblichenen ARD-Soap »Verbotene Liebe«. »Wir präsentieren Texte, bei denen wir davon überzeugt sind, dass sie noch mehr Leute interessieren«, so Fischer. 

 

Groß gefeiert wird das 20-jährige Jubiläum nicht. Nach einem kleinen Festakt startet das Literaturhaus am 4. September mit einem Treffen des Schriftstellers Michael Köhlmeier und des Philosophens Konrad Paul Liessmann in die neue Saison. Beide diskutieren über die Wechselwirkung von Leben, Literatur und Philosophie. »Literatur kann eben eine Menge«, findet Fischer. Über 100 Veranstaltungen macht das Literaturhaus jedes Jahr. In der Regel sind es Lesungen, bei denen Autoren über ihr Werk reden — und nicht über sich. Bei der monatlichen Mittagssuppe können sich Kölner Autoren zum Austausch treffen, das Literaturcafé »fremdwOrte« ist ein Anlaufpunkt für Schriftsteller, die nach Köln migriert sind. Zum Jubiläum kommen neue Formate dazu: Bei »Zwischenmiete« lesen junge Autoren in Kölner WGs, bei »Kultur Kontrovers« werden aktuelle Entwicklungen der Kölner Kulturpolitik debattiert. 

 

All dies wird zu einem großen Teil von den 700 Mitgliedern des Vereins finanziert. »Ohne unsere Mitglieder müssten unsere Eintrittspreise viel höher sein«, sagt Fischer. »Es muss aber möglich sein, dass ich zum gleichen Preis ins Literaturhaus gehe wie ins Kino.« Fischer ist jedoch skeptisch, ob dieses Engagement weitergeht, wenn die Gründergeneration das Literaturhaus nicht mehr unterstützen kann. »Ich schätze diese bildungsbürgerliche Bereitschaft, etwas zu ermöglichen, sehr«, sagt sie. »Ich habe aber den Eindruck, dass man sich nicht mehr so leicht dazu entscheidet, Mitglied zu werden.« Vielleicht kann ein Blick in die Vergangenheit diese Sorge lindern: Auch Reinhold Neven Du Mont, Inhaber der Mitgliedsausweis-Nummer »001«, ist vor dem Literaturhaus e.V. noch nie einem Verein beigetreten.

 

Text: Lesung und Diskussion: »Literatur trifft Philosophie« — Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann. 

4.9., MAKK, 18 Uhr