Hier braut sich was zusammen: Gaffel-Fabrik am Eigelstein, Foto: Dörthe Boxberg

Mit Design gegen den Straßenstrich

Auf dem ehemaligen Gaffel-Grundstück am Eigelstein soll ein Hotel gebaut werden. Dem Veedel hilft das nicht

 

Reissdorf ist schon lange weg. Früh sowieso. Und Gaffel jetzt auch. Die Kölner Brauereien verlassen die Innenstadt. Sie ziehen in Randlagen, die unkompliziert eine Erweiterung zulassen. So hat die Gaffel-Brauerei die Produktion am Eigelstein 41 im August 2015 aufgegeben und auf das Gelände der früheren Richmodis-Brauerei in Porz verlagert. Das Grundstück in der Innenstadt, das vom Eigelstein bis zur Straße Am Salzmagazin reicht, wurde an die Kölner Althoff-Hotel-Gruppe verkauft, die auch das Dom-Hotel betreibt.  Das Areal soll mit einem »Urban Loft«-Hotel bebaut werden, das sich an ein zahlungskräftiges junges Publikum richtet: 220 Zimmer, Design-Ausstattung, Working-Spaces bei Preisen um 80 bis 90 Euro pro Übernachtung. Eine erste Konzeptstudie des Architekturbüros Bolles + Wilson lässt wenig Rückschlüsse auf das Erscheinungsbild zu: eine konventionelle dreigeschossige Lochfassade mit zwei zurückgesetzten Staffelgeschossen, dazu großflächige trapezförmige Fensteröffnungen im Erdgeschoss.  

 

Das Projekt soll ein erster Schritt zur Aufwertung im problembeladenen Eigelstein-Viertel sein.  Die seit den 80er Jahren vorangetriebene Sanierung hatte im südlichen Teil nie gegriffen. So aufgehübscht die Szenerie um die Eigelsteintorburg auch daherkommt, ab der Einmündung Weidengasse ist es mit der gentrifizierten Herrlichkeit vorbei. Ramschläden, Leerstand, Discounter, Zuhälter und Straßenstrich. Polizei und Ordnungsamt sind regelmäßig vor Ort. Inzwischen frisst sich der Niedergang auch Richtung Eigelsteintorburg weiter. »Ich mache mir Sorgen, dass der Eigelstein kippt«, sagt Bezirksbürgermeister Andreas Hupke und plädiert für eine Ausrufung als Sanierungsgebiet.

 

Wie unterschiedlich die Einschätzung über den Zustand ist, zeigt der Streit über den Hotel-Neubau in den politischen Gremien. In der Bezirksvertretung Innenstadt forderten Anfang Juni Grüne, Deine Freunde und Linke — gegen die Stimmen von CDU, SPD und FDP — vom Investor eine Mischnutzung aus Wohnen, Arbeiten und Hotel am Eigelstein. Dafür war man bereit, dem Areal ein weiteres, städtisches Grundstück — »Am Salzmagazin« — zuzuschlagen: Nicht nur der Investor, auch der später tagende Stadtentwicklungsausschuss lehnten das  zunächst ab. Inzwischen signalisiert die Althoff-Hotel-Gruppe Entgegenkommen hinsichtlich eines geringen Anteils an Wohnungen. Allerdings nicht am Eigelstein selbst, sondern auf dem Gebiet »Am Salzmagazin«. Was das angesichts des Lärms der Bahntrasse  bedeutet, muss genauso geprüft werden wie die mögliche Bebauung des stadteigenen Nachbargrundstücks. Das Stadtplanungsamt wartet derzeit auf die neuen Planungen des Investors. Jenseits dieses Abstimmungsprozesses dürfte aber klar sein, dass die Fluktuation eines Hotelbetriebs die Situation am Eigelstein weniger verbessert als eine gemischte Nutzung aus Wohnen, Arbeiten und Hotel.