Pilgern — Sehnsucht nach Glück?

Pilgern ist Trend, spätestens seit Hape Kerkelings Bestseller »Ich bin dann mal weg«. Gestärkt durch die Lektüre bewandert vor allem der saturierte Mittelstand Jahr für Jahr den Jakobsweg, um zu Jesus und vor allem sich selbst zu finden. Pilgern jedoch ist weder ein rein christliches noch ein deutsches Phänomen. Dies will das Rautenstrauch-Joest-Museum in seiner neuen großen Sonderschau zeigen, der ersten nach mehr als
zwei Jahren. 

 

»Pilgern — Sehnsucht nach Glück?« zeigt anhand von 14 inszenierten Pilgerstätten, dass sich jährlich weltweit Millionen Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise, aber auch aus unterschiedlichsten Motiven auf den Weg machen. Den Auftakt bildet Köln, wo seit dem Mittelalter Gläubige den Dreikönigsschrein im Dom aufsuchen und von wo aus umgekehrt Tausende zu Pilgerorten in aller Welt aufbrechen. Verdeutlicht wird dies am Beispiel von drei pilgernden Kölnern, deren Erfahrungen mittels Zitaten, Fotos und Videos in die Schau eingeflossen sind.

 

Vier Jahre dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung, bei der das gesamte achtköpfige Kuratoren-Team mit seiner ethnologischen Expertise beteiligt war. Herausgekommen ist ein mit internationalen Leihgaben bestücktes Kaleidoskop aus bekannten Pilgerstätten wie Mekka, Jerusalem und dem tibetischen Kailash, aber auch solchen, die hierzulande noch wenig im Bewusstsein sind wie Sinakara in Peru, Shikoku in Japan oder Touba im Senegal. Den Senegalesen ist, man glaubt es kaum, das Kölsche Wasser ein Begriff: »In Touba wird der Pilger mit Eau de Cologne besprüht, da er dem Mythos nach dann auch von Englein umgeben ist«, weiß Projektleiterin Clara Himmelheber. Das habe mit der weltweiten Verbreitung des Dufts im 19. Jahrhundert zu tun, so die Expertin.

 

Neben der Präsentation der Pilgerstätten beleuchtet die Schau wirtschaftliche, politische, ökologische, touristische und nicht zuletzt logistische Aspekte des Pilgerns. Mit Fragen nach dem heutigen Verständnis von Pilgerschaft in unserer Gesellschaft entlässt das Museum seine Besucher. Sind das Grab von Elvis Presley, das Fußballstadion des 1. FC Köln, selbst der Kölner Rosenmontagszug die modernen Pilgerziele unserer Zeit?

 

Rautenstrauch-Joest-Museum,
Cäcilienstr. 29–33, Di–So 10–18,
Do 10–20, jeden 1. Do im Monat 10–22, 8.10.2016–9.4.2017

Infos zu den Führungen und Workshops: www.museenkoeln.de/museumsdienst

Zur Ausstellung erscheint ein
zweisprachiger Begleitband,
Preis im Museumsshop 7,90 Euro

 

Veranstaltungen: 13.10. Podiumsdiskussion zum Thema Glück
(Mod: Sabine Heinrich)