Metamorphosen von Mensch und Huhn

Katarina Zdjelar untersucht in

»To Walk A Line« unsichere Identitäten

Diese Videokunst handelt von der Annäherung an das Fremde über Sprache und Musik, letztlich also von kultureller Identität. »To Walk A Line« steht ganz im Einklang mit dem auch in dieser Saison vielversprechenden Veranstaltungsprogramm der Akademie der Künste der Welt. Die 1979 in Belgrad geborene Künstlerin Katarina Zdjelar bestreitet die zentrale Ausstellung der Pluriversale V, die die Debatte über Migration, Identität und Entwurzelung fortführt.

 

Sehr eindrücklich wird dies in Zdjelars Arbeit »My lifetime (Malaika)« aus dem Jahr 2012. Darin sind in extremer Nahaufnahme Musiker des National Symphony Orchestra Ghana beim »Abspielen« westlicher Klassik zu sehen und zu hören – jedoch wenig leidenschaftlich, mit abgewirtschafteten Instrumenten und in einem schleppenden Tempo. Ähnlich hintergründig die witzig verunglückten Versuche zweier Straßenmusikanten, den 80er-Jahre-Hit »Shout« von Tears for Tears zu transkribieren, weil beide kaum Englisch verstehen. Die Arbeit heißt daher »Shoum« (2009). 

 

Die körperlichen Mühen eines Teilnehmers an einem Kurs zur Eliminierung des fremden Akzents dokumentiert »The Perfect Sound« (2009). Die Analogie zwischen sprachlicher und politischer Identität illustrieren Albaner in dem Video »A Girl, the Sun and an Airplane« (2007). Russisch war einst Pflichtfach, doch den Albanern, gebeten sich zu erinnern, fällt vor laufender Kamera kaum noch etwas von dem damals Erlernten ein. Arg konstruiert ist die Geschichte von »Rise Again« (2011), wo die Martial-Arts-Ikone Bruce Lee einer Gruppe Migranten während ihrer Erkundungsgänge in der waldigen Umgebung ihrer Flüchtlingsunterkunft erscheint und diese sich schließlich den Übungen des renommierten Kampfkünstlers anschließen.

 

Katarina Zdjelar integriert in ihre Kölner Präsentation auch Werke von Künstlerkollegen. So veranschaulicht »Untitled (grid)« von Özlem Altin Ausgrenzung und ihr Gegenteil durch zwei Hände, die einander durch einen Zaun ergreifen. Petrit Halilaj verweist mit »Bourgeois Hen« (2009) aus seiner Serie über Migration und Rollenspiel auf die schräge Metamorphose einer Henne. In der zweiten Ausstellungsetappe wird Aernout Miks »The Kitchen« den Dialog zu Katarina Zdjelars Videokunst aufnehmen.

 

Academyspace, Herwarthstr. 3, 

Do + Fr 15–19, Sa +  So 13–18 Uhr, bis 16.12.

Termin: Künstlergespräch Kararina Zdjelar & Aernout Mik / Ausstellungs-eröffnung Teil II am 27.10., 19 Uhr