Bitte Nase zuhalten: Haberland-Haus im Stammheimer Schlosspark | Foto: Manfred Wegener

Stunk in Stammheim

Das Großklärwerk soll erweitert werden — in den Stammheimer Schlosspark

Ausgerechnet an der unwirtlichen  U-Bahnstation Breslauer Platz ist der alte Schlosspark den Kölnern nah. Unter den Blicken zahlreicher Wartender spielt sich auf den grauen Betonwänden das Privatleben der stadtbekannten Alexander-Sittiche ab — per Live-Schaltung aus einem ihrer Nistbäume in Stammheim. 2002 hat der dänische Künstler Tue Greenfort die Installation geschaffen. Was viele nicht wissen: Mit Jahrhunderte alten Blutbuchen, Ahornbäumen und japanischen Magnolien wuchert dort ein Juwel unter den Kölner Parks.

 

Doch mit den Plänen der Stadtentwässerungsbetriebe (StEB), die das angrenzende Großklärwerk erweitern wollen, gerät das denkmalgeschützte Gebiet in Gefahr. Schon heute reichen die Klär­becken bis auf wenige hundert Meter an den nördlichen Teil des Schlossparks. Geht es nach den derzeitigen Plänen, wird dieses Areal, mitsamt dem denkmalgeschützten Haberland-Haus, bald neuen Klärbecken  weichen, um die Filterkapazitäten zu erweitern. Laut StEB ist gerade dort ein Ausbau aber technisch notwendig, andernfalls fielen zusätzliche Kosten in Millionenhöhe an.

 

Jörg Frank, Fraktionsvorsitzender der Grünen und Vorsitzender des Liegenschaftsausschusses, bringt die Gründe für den Ausbau auf den Punkt: »Wenn eine Stadt wächst, dann fällt auch mehr Scheiße an.« Dass die StEB die neuen Anlagen auf dem historischen Gebiet des Schlossparkes errichten wollen, hält er aber für indiskutabel. »Seit vielen Jahren gibt es Initiativen wie den Skulpturenpark, die dieses wunderschöne Kölner Kleinod für seine Bürger erhalten und nutzbar machen«, so Frank. Im Rat der Stadt gebe es daher eine klare Haltung: Der Schlosspark sei unantastbar.

 

Das findet auch Hans Metzmacher von der Initaitive »Kunst Raum Rechtsrhein«. Seit 2001 stellt die Gruppe in dem rund 80.000 Quadratmeter großen Park Werke internationaler Künstler aus. »Die Ausstellung wird von Jahr zu Jahr populärer. Eine Erweiterung der Kläranlage würde das Ende bedeuten«, sagt Metzmacher. Er ist dennoch optimistisch: »Es gibt viele in der Politik, die gegen den Abriss des seit Jahren leerstehenden Haberland-Hauses sind – auch wenn sich kein Investor findet.«

 

Immerhin haben vor einigen Wochen zwei renommierte Kölner Architekturbüros, in Gefolgschaft zahlungskräftiger Geldgeber aus dem Ausland, Kaufanträge eingereicht. Nach den Plänen von Christian Schaller, der bereits Großprojekte wie den Umbau des Altenberger Hofs verwirklichte, soll das in den 50er Jahren von der Bayer AG als Pensionärswohnheim erbaute Haberland-Haus wieder seinen ursprünglichen Zwecken dienen: Außer einem Café im Erdgeschoss soll betreuter Wohnraum für Senioren entstehen. Doch Schallers Kaufantrag wurde von der Verwaltung abgelehnt.

 

Jörg Frank wusste davon nichts — und ärgert sich, dass politische Entscheidungen ohne den Rat getroffen worden sind. Mit einer scharf formulierten Anfrage haben Grüne und CDU das Thema auf die Tagesordnung des Liegenschaftsausschusses gebracht. Am 4. November wird dort erneut über die Zukunft des Schlossparks diskutiert. »In diesem Zusammenhang muss auch geprüft werden, welche Rahmenbedingungen Wohnen im Haberland-Haus überhaupt möglich machen«, so Frank.

 

Laut StEB sind die »Geruchs­emissionen« schon heute zu hoch. »Eine Wohnnutzung ist angesichts dessen überhaupt nicht zulässig«, erklärt Sprecher Ralf Bröcker. Bereits 2013 sei ein vom Rat in Auftrag gegebener Bebauungsplan gescheitert. In der Verwaltung hieß es, in der Nähe des Klärwerkes zu wohnen, sei unverträglich, hingegen sei die Absicherung des Klärwerkstandortes von großer Bedeutung.