Nah am Wasser gebaut: Die Ellmühle am Deutzer Hafenbecken | Foto: Manfred Wegener

Durchbruch ohne Durchstich

Der Entwurf für das neue Stadtquartier im Deutzer Hafen steht fest. Was mit der Ellmühle geschieht, bleibt unklar

 

Auch Architekten dürfen träumen. Im ersten Entwurf zur Gestaltung des neuen Deutzer Hafens, den das Kopenhagener Büro COBE im Sommer vorstellte, dominierte noch der spektakuläre Durchstich vom Hafenbecken zum Rhein. Jetzt hat das dänische Architekturbüro den Wettbewerb gewonnen — ohne Durchstich. Preisgabe der Fantasie oder Sieg der Vernunft?

 

Markantes Kennzeichen des Entwurfs ist seine Fortschreibung der Hafengeschichte: So sollen Kräne, Gleise und zahlreiche Bauten erhalten bleiben und in Parks integriert werden. Sie lockern die geplante Randbebauung mit begrünten Innenhöfen und höheren Punktbauten auf. Insgesamt sollen fünf unterschiedliche Quartiere entstehen: Zur Bahntrasse im Süden sind Hotels und Dienstleistung als Lärmschutz vorgesehen; Wohnen und Arbeiten dominieren am Poller Kirchweg im Südosten; die zum Rhein hin gelegenen Quartiere Am Kranpark und ­Alfred-Schütte-Allee bleiben mit zum Teil kleinen Baufeldern für Baugruppen dem Wohnen vorbehalten. Die inzwischen von der Stadt für 80 Millionen Euro gekaufte Ellmühle und die Essig­fabrik sollen Teil eines Kultur­quartiers werden.

 

Ein großes Plus des COBE-Plans stellen die zahlreichen öffentlichen Freiräume dar: vor allem die Parks und Grünflächen, aber auch das markante Schwimmbecken am Hafenende sowie der große Stadtteilgarten auf dem nördlichen Teil der Mole. Der Verkehr soll über zwei zusätzliche Brücken in einer Art Schleife geführt werden, wobei die historische Drehbrücke für den Autoverkehr gesperrt wird. Für die Jury um den Hamburger Stadtbaurat Jörn Walter gaben die Verkehrsführung, die Freiraumgestaltung und die historische Fortschreibung, den Ausschlag. Eine letztlich nachvollziehbare Entscheidung, auch wenn die hohe blockhafte Verdichtung skeptisch stimmt.

 

Der COBE-Plan hat sich nämlich gegenüber der Zwischenpräsentation erheblich verändert. Verzichtet wurde nicht nur auf den Hafendurchstich, sondern auch auf die sehr variablen Gebäudestrukturen. Das geht auf die Kritik im Gremium zurück, das die Teams begleitete. Da das Gremium identisch mit der Jury war, hätte Beratungsresistenz seitens der Architekten die Chancen auf einen Sieg erheblich gemindert. Die Anregungen der Bürger zu Wohnformen oder Freizeitgestaltung — in einem Beteiligungsverfahren mit Workshops ermittelt — kamen ebenfalls zum Tragen. Sie bezogen sich vor allem auf Nutzungsfragen. Architektonische oder städtebauliche Kritik blieb den Fachleuten vorbehalten. Eingearbeitet werden muss noch das Areal der Ellmühle, das die städtische Entwicklungsgesellschaft Moderne Stadt während des laufenden Wettbewerbs gekauft hat. COBE spricht schon von einem Kreativquartier, in dem experimentelle Wohnformen mit Pfahlbauten und Hausbooten erprobt werden könnten. Noch mehr Hafen geht nicht.