Zum Tode von Oliver Krietsch-Matzura (1969–2016)

Nachruf auf einen Weggefährten und Freund

Am 29.September ist nach kurzer, schwerer Krankheit der Schauspieler, Sprecher und Regisseur Oliver Krietsch-Matzura gestorben.

 

Seine Trauerfeier hätte von ihm inszeniert sein können. Am besten hätte ihm sicher die FC-Hymne gefallen, dargeboten im klassischen Gesang. Er hätte die Beine angezogen und halblaut in sich hinein gelacht. In der Kirche wurde auch viel gelacht und noch mehr geweint. Freund*innen und Kolleg*innen aus der Kölner Theater- und Sprecherszene haben Abschied genommen von einem ihrer Besten, dem Gründer von Drama Köln e.V. und Stimm und Truppi.

 

Als wir 2003 Drama Köln ins Leben riefen, geschah das aus drei Impulsen. Aus Abneigung gegen das Stadttheater: gegen seine Spießigkeit und bildungsbürgerliche Überheblichkeit. Aber aus Zuneigung zum Theater: zu seinen Autor*­innen und Texten, zu seinen Schau­spieler*innen, zu seiner simplen Grundverabredung, die Kunst als Anlass zu nehmen, sich zu begegnen. Und aus Zuneigung zu dieser Stadt, Olivers Köln, wo er geboren und aufgewachsen war, wo seine Eltern jahrzehntelang am Schauspiel engagiert waren. Während seiner Zeit an der HdK Berlin weigerte sich Oliver Rosenmontag zum Unterricht zu kommen und kaufte sich regelmäßig am Bahnhof Zoo den Express.

 

In Köln also wollten wir Theater spielen, die Stadt als Bühne nutzen. Und wir zogen los und spielten: im »Ferienlager« auf dem Dach des damaligen Crown Plaza Hotels. In der »Temporären Theatralen Zone« in leerstehenden Fitnessstudios, Architekturbüros, Ladenlokalen oder der ehemaligen Axa-Zentrale. Wir kamen überfallartig, zogen schnell ein und tags darauf wieder aus, und wenn es gut gelaufen war, dann lag dazwischen ein Erlebnis, das sich anfühlte wie eine Mischung aus Kunst, Club und Jugendtreff und das eben unser Theater war.

 

Oliver war das Herz dieser Arbeit, das »Jeföhl, dat verbingk Drama Kölle«. Er war der Motor, dem es gelang unsere Arbeit in Kooperationen mit dem FFT Düsseldorf, dem Nationaltheater Mannheim und vielen anderen weit über Köln hinaus bekannt zu machen. Er war außerdem ein toller Schauspiellehrer, ein extremer Schauspieler und Sprecher und ein wirklich guter Regisseur. Was bleibt? Sein Erbe anzunehmen: Großzügig sein, humorvoll, treu und neugierig, nicht spießig werden, nicht langweilig, weiter spielen, den FC respektieren, Zeiten in seinem Tonstudio buchen und die vielen Geschichten und Erinnerungen, die wir mit Oliver verbinden, weiter erzählen. Vielen Dank, Olli!

 

Der Regisseur und Dramaturg Malte Jelden gründete 2003 gemeinsam mit Oliver Krietsch-Matzura Drama Köln e.V.