Königin bis zum Schluss

Das Museum Morsbroich inszeniert seine Sammlung auf der Barockbühne

Drama Queens inszenieren sich gemeinhin affektiert und selbstbezüglich. Nun treten solch extravagante Königinnen, das verspricht der Ausstellungstitel, im Museum Morsbroich auf. »Drama Queens — Die inszenierte Sammlung« bietet Auftritte von Kunstwerken des in einem Schloss untergebrachten Ausstellungshauses. Die Sammlungswerke dialogisieren mit in situ geschaffenen Arbeiten oder beziehen sich auf den noblen Ort ihrer Darbietungen.

 

Durch den klugen Kunstgriff der Sammlungsinszenierung, auf den so manche Museen schon aus finanziellen Gründen zurückgreifen, mögen die Kunstwerke in Morsbroich nun wie Königinnen aus dem politischen Drama des Hauses heraustreten. Denn das mit beachtlichen Ausstellungen bespielte Museum hat fürwahr dramatische Zeiten hinter sich, ihm drohte die Schließung. Bis Februar 2018 gibt es erfreulicherweise Aufschub, bis dahin soll ein Gremium für die Zukunft des Museums Morsbroich die Tragödie abgewendet und einen glücklichen Ausgang ersonnen haben.

 

Vielfältig beziehen sich also die »Drama Queens« auf die historische Funktion und Architektur des Hauses als barockes Lustschloss, als Jagdschloss, als exquisiter Ort der Repräsentation. Somit glaubt sich der Besucher im Raum mit der ausladenden Palme in einem eleganten Salon, nicht zuletzt angesichts der in Petersburger Hängung versammelten Zeichnungen, Gemälde und Fotografien. Das Schloss als Inbegriff von Selbstbespiegelung und Spiegel veranschaulicht nach dem bildreichen Auftakt einige Räume weiter das von Gerhard Richter abgemalte Zeitungsfoto eines Tigers in atemberaubender Reduktion: Allein das große Tier erscheint lange vor Betreten des ansonsten leeren Raumes — in einem Spiegel, der schlicht das Original gegenüber reflektiert.

 

Die Kölner Künstlerin Heike Weber umgarnt in einem anderen Raum mit ihren feinen Wandzeichnung etliche Preziosa der Sammlung, kreiert buchstäblich ein Netzwerk und verwandelt den Raum in ein Grafikkabinett, bekanntlich ein unentbehrlicher Ort der Schlosskultur.

 

Am Ende sei den Freunden von interaktiver Kunst auch ein Auftritt vergönnt, denn sie dürfen sich an einer großen Plakatwand entfalten — ganz im Stil der im selben Raum dokumentierten Decollage-Aktion Wolf Vostells von 1962 für eine Galerie, also einen White Cube. In Black Cubes dagegen lässt sich der Auftritt der biomorphen Abstraktionen von Bernhard Schultze mit einer Taschenlampe erkunden.

 

Museum Morsbroich, Gustav-Heinemann-Str.80, 51377 Leverkusen, Di, Mi, Fr, Sa, So 11–17, Do 11–21 Uhr, bis 15.1.2017