Ausgezeichnet in Afrika

Im Dschungel von Burma kämpft der nigerianische Soldat Bombay im Auftrag der britischen Kolonialherren gegen die Truppen des faschistischen Japans.  Seine Gegner fliehen vor ihm, weil die weißen Briten Schauermärchen erzählen: Afrikanische Soldaten hätten Raubtierschwänze, behaupten sie, und sie würden das Fleisch ihrer Feinde essen. Bombay ist kein tapferer Soldat, der Monsun und die Willkür seiner Vorgesetzten machen ihm zu schaffen. Als einer seiner Kameraden aus dem Militärgefängnis ausbricht, erschießt er ihn aus Angst und bekommt dafür einen Orden verliehen. Zurück in Nigeria wird Bombay als Kriegsheld herumgereicht, bis er schließlich den anti-kolonialen Zeitgeist auf die Spitze treibt und sich zum Alleinherrscher seiner eigenen Republik ernennt. Sein Ein-Mann-Staat wird mit einer 792 Seiten langen Verfassung legitimiert, er erklärt sich zum »Herrn über Flora und Fauna«. Bombay wird zu Staatsbesuchen geladen, sein Tod mit einem wohlmeinenden Nachruf bedacht.

 

Rotimi Babatundes Kurzgeschichte »Bombay’s Republic« ist eine Parodie auf die homerische Geschichte des Kriegsheimkehrers, die zugleich eine Satire auf den afrikanischen Befreiungsnationalismus und ihrer Helden darstellt. Bombays Republik spielt in ihrem Namen auf die »Kalakuta Republik« von Fela Kuti an, die der Afrobeat-Erfinder und Befreiungskämpfer in den 70er Jahren in Nigerias Hauptstadt Lagos ausgerufen hatte. Bombays Lebensgeschichte dekonstruiert einen anti-kolonialistischen Mythos: Im Zweiten Weltkrieg haben Kolonisierte und Kolonialherren gleichberechtigt gekämpft, und dieser Erfahrung hat ein neues Selbstbewusstsein in den Kolonien herausgebildet.

 

Rotimi Babatunde schildert all dies auf nur 24 Seiten, die 2012 mit dem »Caine-Prize«,  dem wichtigsten Literaturpreis Afrikas, ausgezeichnet wurden. Der Schriftsteller aus Ibadan eröffnet damit eine Veranstaltungsreihe mit Caine-Preisträgern, die von der Initiative »Stimmen Afrikas« ausgerichtet wird. Im Januar ist Okwiri Uduor zu Gast, die 2014 für ihre Trauerbearbeitung »My Father’s Head« ausgezeichnet wurde, und im März kommt Olufemi Terry, der in »Stickfighting Days« die Geschichte einer Straßengang mit JRR Tolkien zusammenbringt.

 

Lesung: 28.10., Stadtbibliothek, 19 Uhr Info: stimmenafrikas.de