Nimm drei Akkorde, schrei in ein Mikrofon

Gedrängel punken zwischen Stumpfheit und Cleverness

Bandnamen sind die halbe Miete. Nehmen wir das Kölner Trio Gedrängel: Diese Band muss gut sein, braucht man sich fast gar nicht mehr anzuhören. Sollte man aber trotzdem. Das Genre ist Deutschpunk (eine Zuschreibung, welche das Trio selbst scheiße findet), allerdings nicht der stumpfen, sondern der cleveren Art. Etwa in der Art, wenn ein Kunsthochschuldozent, ein Lehrer und ein Student sich einer prinzipiell schlicht strukturierten Musik annähmen.

 

Gitarrist/Sänger Simee und Bassist/Sänger Konsti kennen sich bereits seit der Schulzeit und liefen sich Jahre später wieder in Köln über den Weg, Schlagzeuger Johnny wurde erst 2014, ein Jahr nach der Gründung von Gedrängel gecastet. »Wir haben per Anzeige ganz konkret nach einem neuen Drummer gesucht, der Johnny heißen sollte«, berichtet Konsti, »es hat sich aber nur ein Christoph gemeldet. Er war zum Glück bereit, seinen Namen ändern zu lassen.« Humortechnisch befinden sich Gedrängel auf einer Wellenlänge mit den Ärzten, wenngleich Text und Musik viel weniger klamaukig rüberkommen: »Wir sind alle mit amerikanischem Punkrock groß geworden. Das reichte von Bands wie Minor Threat und Bad Religion bis zu NOFX oder The Offspring. Dabei ist eigentlich immer viel Platz zwischen den Polen Fun und Polit. Wir gehen einfach immer zu dritt in den Proberaum und schauen, was passiert.«

 

Ein Zwischenresümee bietet das gerade erschienene zweite Album »Die Nacht, in der die Pizza kam«, bei dem sich Gedrängel den Spaß geleistet haben, nur eine Seite mit Musik zu bespielen (immerhin 13 Nummern!) und die andere Seite wie eine Pizza (vegetarisch, Ehrensache!) zu gestalten. Musikalisch geht es weniger sophisticated ans Werk. Konsti beschreibt es folgendermaßen: »Geh in einen Proberaum, nimm drei Akkorde und schrei in ein Mikrofon. Das macht Spaß und du musst dafür nicht erst jahrelang ein Instrument lernen.« Was ein bisschen tiefgestapelt ist, denn Dilettanten sind Gedrängel keineswegs. Ihr Punkrock ist rasant, bisweilen knüppelhart, aber erstaunlich präzise und melodisch immer interessant. Auffällig ist, wie gut sich die eher klare Stimme von Simee und das heisere Brüllen von Konsti ergänzen.

 

Inhaltlich beschränkt sich die Band nicht auf Parolen, sondern artikuliert ihr Bauch- und Kopfgefühl mit allerhand Wortwitz, wobei das Kokettieren mit dem vermeintlichen eigenen Losertum wohl der rote Faden ist, der der Lieder eint. Wozu Konstis Antwort auf die Frage nach den Zukunftsplänen passt: »Jede echte Punkband müsste das mit dem Slogan No Future! abtun. Wir sind nur drei spätpubertäre Amateure, deren großes Ziel es bisher war, außerhalb eines Fanzines Erwähnung zu finden.«