Schwarzlicht

Ja, ja, die Franzosen. Die haben einen Izzo, einen Pennac, einen Pouy, einen Manchette und und und ... Eine Krimikultur, kurz gesagt, die sich sehen lassen kann: Mit Stil, Mut und einer klaren Vorstellung, wie modern-metropolitane Literatur zu klingen hat. Wie großartig es ist, dass kleine Verlage französische Noirs dem sprachbegrenzten Leser auf Deutsch zugänglich machen, dafür wurde an dieser Stelle schon ebenso oft gedankt wie beklagt, dass die Thalias und Mayerschen dieser Welt davon nichts wissen (wollen) und den immergleichen Verlagskonzernquark in ihrem limitierten Angebot haben.
Lesen wie Gott in Frankreich kann deshalb weiterhin nur, wer kleine Buchhandlungen besucht und da auch mal in die Ecken der kleinen, na ja, irgendwie linken Verlage guckt. Zum Beispiel der Conte Verlag aus Saarbrücken, der den Klassiker Jean Amila, einen Zeitgenossen von Leo Malet, wiederentdeckt hat. Eine ganze Reihe von Amila-Romanen soll bei Conte erscheinen; »Mond über Omaha«, ein listiger Antikriegskrimi, der zeigt, wie die Weltkriegstraumata Jahrzehnte später in aller Leben nachwirken, macht den Anfang.
Oder Assoziation A, die Verlagsbuchhandlung aus Hamburg und Berlin, die kürzlich einen grandiosen Kriminalroman von Didier Daeninckx nach gut zehn Jahren der deutschen Öffentlichkeit zugänglich machte: »Statisten« heißt das so schmale wie gehaltvolle Buch, in dem ein junger Mann einer alten Filmrolle nachspürt –und bei seiner Suche mitten in der deutschen Besatzungzeit landet. Auch das ein origineller Kriminalroman, der nachvollzieht, wie das Gestern im Heute weiterwirkt; ein hochklassiges Lesevergnügen für politisch Interessierte, die wissen, dass Ästhetik und Moral immer nur zusammen funktionieren. Falls Sie übrigens den Namen des Autors nicht aussprechen können – macht nichts. Ihr Buchhändler weiß, wer gemeint ist. Zumindest, wenn Sie in die richtige Buchhandlung gehen.