Pubertiert im Krieg: Jonas Baeck als Miki | Foto: © Meyer Originals

Es ist Krieg und sie wollen feiern

Jonas Baeck spielt in seinem Solo-Stück »Ukulele Jam« bravourös gegen Flüchtlings-Klischees an

Sommer, Sonne, Sandstrand. Was sich nach einem perfekten Szenario für den Start eines Teenagers ins pralle Leben anhört, ist für den 14-­jährigen Bosnier Miki im Jahre 1992 Kriegskulisse in der kroatischen Fremde. In Bosnien tobt der Bürgerkrieg, Mikis Familie musste vor den Serben ins benachbarte Kroatien fliehen. In dem kleinen Küstenort Majbule leben sie unter beengten Verhältnissen, ohne Geld und Arbeit in einem zum Flüchtlingsheim umfunktionierten Ferienclub.

 

Der bosnisch-dänische Autor Alen Mešković erzählt in seinem autobiografisch gefärbten Debütroman »Ukulele-Jam« die Geschichte eines Jugendlichen im Jugoslawien-Krieg. Dorothea Schröder inszeniert bei ihrer ersten Regiearbeit im Theater am Bauturm die von ihr dramatisierte Fassung des Romans als Solo für den Kölner Schauspieler Jonas Baeck. Dem gelingt es in die Rolle eines Teenagers zu schlüpfen und obendrein sämtliche andere Charaktere zu übernehmen.

 

Baeck durchbricht auch immer wieder die vierte Wand und tritt entspannt in Kontakt zum Publikum. Aus der persönlichen Plauderei wechselt er souverän zurück in die Rolle Mickis. Der steht auf der Bühne in billiger Klamotte — an Markenjeans und coole T-Shirts ist ohne Geld nicht zu kommen — und klammert sich an seinen einzigen Schatz, den er auf der Flucht mitnehmen konnte: ein knallroter tragbarer Kassettenrecorder, in dem eine einzige Kassette steckt. Ein Geschenk seines älteren Bruders Neno, der von den Serben inhaftiert wurde und seitdem verschwunden ist. Wie Micki im Laufe des Sommers seinen ganz eigenen Sound findet, zwischen Pink Floyd, Dire Straits und seinen Rock-Heroen von Iron Maden und wie wichtig die Musik als Medium der Selbstbehauptung und Selbstfindung für den Teenager wird, spielt Baeck mit einem jugendlichen Fieber, das ansteckt und absolut authentisch erscheint. Mit dem festen Willen, sich durch die Umstände nicht die entdeckte Lebenslust nehmen zu lassen, laviert sich der Teenager durch eine Welt, die zum Minenfeld wird, weil sich die kroatischen Nachbarn zunehmend feindselig gebärden.

 

Ein wenig zu lang ist dieser Parcours-Lauf durch die Pubertät geraten. Es bedarf der Klasse eines Jonas Baeck, die Zuschauer knapp zwei Stunden lang mitzureißen. Gegen Ende zieht das Tempo wieder an, und man wird Zeuge dramatischer Ereignissen, die mehr als zwei Jahrzehnte zurückliegen, aber auf frappierender Weise hochaktuell scheinen.


13., 14.12., Theater im Bauturm, 20 Uhr