Selbstinszenierung als begossener Pudel: Regenschauer / A shower of rain, 1971 | © Hans Eijkelboom

Ich in Serie

Eine Ausstellung widmet sich den Selbst-Inszenierungen des Fotografen Hans Eijkelboom

So voll waren die Wände in der SK Stiftung Kultur selten, und da man sich an den Fotografien von Hans Eijkelboom nicht satt sehen kann und das Ganze eine Retrospektive sein will, ist das nur angemessen. Seit 1970 entsteht das konzeptuelle, facettenreiche und humorvolle Werk des Niederländers. Am Anfang sind Bilder flüchtiger poetischer Inszenierungen, schon bald taucht der damals Anfang Zwanzigjährige selbst in den Bildern auf und agiert in verschiedenen Versuchsanordnungen.

 

In der sechsteiligen Arbeit »Ein Regenschauer« setzt Eijkelboom sich der Kamera und dem Wetter aus, bis er auf der letzten Aufnahme wie der sprichwörtliche begossene Pudel aussieht. In einer anderen Serie verwandelt er sich vom Zivilisten durch sukzessives Austauschen der Kleidungsstücke in einen Soldaten, die langen Haare verschwinden unter dem Helm, nur die Haltung bleibt lässig. In das Spiel mit der Kleidung bezieht er nach und nach auch andere ein. So bittet er Frauen, ihm den »idealen Mann« zu schildern, folgt ihren Anweisungen mit Hilfe eines Visagisten und posiert dann neben ihnen als Dandy oder Hippie.

 

Wenn Eijkelboom in unterschiedliche Rollen schlüpft, ironisiert er die Erinnerungsfunktion der Fotografie: So macht er »klassische« Gruppenportraits, auf denen er als stolzer Familienvater, allerdings mit unterschiedlichen Frauen und deren Kindern, zu sehen ist. Seit 1992 entstehen seine sogenannten Fotonotizen, für die er nach täglich neu zu bestimmenden Kriterien Passanten erfasst und zu Tableaus zusammenstellt, die als Titel den Ort und die Uhrzeit der Aufnahme enthalten.

 

Ganz nebenbei kann die Ausstellung dabei helfen, Geld zu sparen. Denn egal, welche Kleidung man trägt, Ringelpulli oder Steppjacke, ein rotes T-Shirt, einen Schal mit Hahntrittmuster oder Fake Fur: Ein Detail taucht ganz sicher in den Fotonotizen auf und macht in der Wiederholung deutlich, wie phantasielos und ununterscheidbar die meisten Modeartikel sind und wie irrational der Glaube, sich durch Kleidung hervorheben zu können. Das gelingt Eijkelboom selbst besser in seinen eigenen Outfits, die er unter dem Kriterium, dass sie unter zehn Euro kosten müssen, in der ganzen Welt zusammengestellt hat.

 

»Die Photographischen Konzepte, 1970 bis heute«


Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im MediaPark 7, tägl. außer Mi 14–19 Uhr, Eintritt 5,50 /3 Euro (jeden ersten Montag im Monat frei), bis 19.3.2017


Künstlergespräch mit Hans Eijkelboom in der Ausstellung: Donnerstag,
8.12, 19 Uhr