Ausgerechnet Düsseldorf

Die Kunstmesse Art.Fair verabschiedet sich aus Köln — ein Nachruf

14 Jahre sind lang. Für die Kunstmesse Art.Fair lang genug, um ­viermal den Standort zu wechseln (Palladium, Expo, Staatenhaus, Messegelände) und immer mal wieder am Profil zu schrauben. Vielleicht war es aber vor allem für ihre Kritiker lang, die letztlich zur Kenntnis nehmen mussten: Totgesagte leben gerne mal etwas länger.

 

2003 gründete sich die Art.Fair mit einem naheliegenden Konzept: Als »niedrigschwelliger« Marktplatz für Kunst bis 5.000 Euro setzte man auf einen Mix aus Kunst, Lifestyle und Party. Hinzu kam die Messeschwester BLOOOM als Plattform für Design, Mode, Street Art, Fotografie, Werbung, ach was: für alles eben, was heute »Kreativwirtschaft« genannt wird. Die Partys waren cool, die Kunst — vorwiegend figurative Malerei — war bunt, schrill und leider oft richtig schlecht. Konkurrenz für die Art Cologne? Ein Witz, aber da verstanden beide Seiten wenig Spaß. Die Art.Fair nervte mit ihrem angeberischen PR-Sprech und verweigerte die Debatte über künstlerische Qualität. Die »Mutter aller Kunstmessen« und ihr Klientel wiederum fand das alles nur peinlich und pochte auf ihre Deutungshoheit. Zwei Welten, zwei Stile. Den angekündigten Umzug der Art.Fair nach Düsseldorf kommentierte Art Co­­logne-Chef Daniel Hug denn auch, nun ja, unempathisch: »Für Köln ist es definitiv kein Verlust.«

 

Letztlich war das Kunstmessegerangel genauso überflüssig wie jenes zwischen Kölsch- und Altbierkonsumenten. Interessanter wäre es darüber nachzudenken, wie Kunstmärkte heute funktionieren. Wer kauft was und warum? Ist es nur Sache des begrenzten Budgets, dass die Art.Fair-Besucher eher nicht zur Art Cologne gehen, stört sie der elitäre Insider-Gestus? Die Art.Fair wuchs zur drittgrößten Kunstmesse Deutschlands, nach der Art Cologne und der Art Karlsruhe. 2016 hatte sie nach eigenen Angaben 37.000 Besucher. Immer noch gibt es schlimme Sachen zu sehen, aber man konnte auf der erstaunlich aufgeräumten letzten Kölner Ausgabe auch Freude haben: an einer konsequenten Soloshow der Grosse-Schülerin Jennifer López Ayala, den Fotografien von Spex-Gründer Wolfgang Burat, tollen Papierarbeiten von Nigel Hall.

 

2017 wird aus der Art.Fair die Art Düsseldorf, neue Location ist das Areal Böhler, ein ehemaliges Stahlwerk. Als Gründe nannten die Direktoren Andreas Lohaus und Walter Gehlen das Industrieambiente, die Kaufkraft und starke Sammlerschaft in der Landeshauptstadt, die Nähe zu Benelux. Das alles gäbe es auch in Köln, nicht nur deshalb sind wir zuversichtlich: Die Art Cologne bleibt vorerst hier.