Blickt er zur Bundesliga-Spitzengruppe oder nach Marsdorf? Namenloser FC-Spieler am Geißbockheim | Foto: Dörthe Boxberg

Die Frist läuft

Neue Vorschläge bringen Bewegung in die Debatte um den FC-Ausbau im Grüngürtel

 

Seit Mitte November kennen FC-Fans ein neues Wort: die »Fristeneinrede«. Genau davon machten die Grünen im Stadtentwicklungsausschuss Gebrauch, weil die Verwaltung eine Vorlage zur Erweiterung des Geißbockheims nicht fristgerecht vorgelegt hatte. »Der Grüngürtel ist ein DNA-Strang der Stadt«, sagte Grünen-Fraktionschefin Kirsten Jahn und bei Eingriffen in die DNA müsse man vorsichtig vorgehen. Dann machte sie einen Antrag und ein paar Minuten später war es beschlossen: Über das weitere Vorgehen im Äußeren Grüngürtel wird erst heute abgestimmt.

 

Einen Tag zu spät hatte die Verwaltung den Ratsfraktionen ihren Kompromissvorschlag vorgelegt. Der FC sollte nur noch zwei anstelle von drei Kunstrasenplätzen bauen, dafür würde auf den weiter nördlich gelegenen Ascheplätzen des SC Blau-Weiß Kunstrasen ausgerollt, so dass diese auch von der Jugendabteilung des 1. FC Köln mitgenutzt werden könnten. Es war ein Kompromiss, dem sich keine der Streitparteien anschließen wollte. »Der Vorschlag ist ein Placebo«, sagt Friedmund Skorzenski von der Bürgerinitiative »Grüngürtel für Alle«, die den Ausbau kategorisch ablehnt. Und auch FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle meinte, der Vorschlag sei nicht im Sinne des Vereins.

 

Noch weniger dürfte ihm aber der Vorschlag gefallen, den die Grünen nach der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses ins Spiel brachten. Der FC könnte doch mit seinem Trainingsgelände nach Marsdorf umziehen, wo die Stadt ein passendes Grundstück besitzt. »Bislang hat die Stadt nur eine Verlegung der Trainingsplätze für die Jugendabteilung geprüft, aber nicht für die Profis«, erläutert Kirsten Jahn. Bei der nächsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses Mitte Dezember will ihre Fraktion einen entsprechenden Antrag einbringen — und riskiert damit einen ersten Konflikt in der schwarz-grünen Ratskoalition.

 

»Eine Verlagerung nach Marsdorf ist für die CDU-Fraktion keine Option«, erklärte der CDU-Vorsitzende Bernd Petelkau. Die Stadtverwaltung habe bereits sorgfältig abgewägt und herausgearbeitet, dass es »keine Alternativstandorte« für den FC gäbe. »Diese Einschätzung teilt die CDU.« Die SPD freute sich über die Aussage der Christdemokraten: »Wir bieten der CDU an, bei diesem Thema mit uns gemeinsam eine abgewogene Lösung zu suchen«, sagte Fraktionschef Martin Börschel. Die Sozialdemokraten machen sich seit Monaten für die Pläne des Fußballklubs stark und haben sogar ein Promovideo für den Ausbau ins Netz gestellt. Nun rücke »ein Kompromiss zwischen den Belangen des Vereins und dem Erhalt von möglichst viel Grünfläche« in greifbare Nähe. 

 

Gemeinsam verfügen SPD und CDU über genügend Stimmen im Rat und im Stadtentwicklungsausschuss, um das Projekt nach ihren Vorstellungen auf den Weg zu bringen, zumal auch die FDP ihre Unterstützung signalisiert hat. Linke und die Wählergruppe Die Guten (Ex-Deine-Freunde) sind gegen den Ausbau. Mittlerweile hat die Linke auch noch eine Alternative ins Spiel gebracht: Der FC könnte sein Leistungszentrum doch am Salzburger Weg im Sportpark Müngersdorf verwirklichen, fordert sie in einem Antrag für die Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 15. Dezember. 2012 gab es Pläne, dort einen DFB-Campus zu verwirklichen.

 

Am Spielfeldrand läuft sich jedoch noch ein anderer Akteur warm. Mehr als 80 Demonstranten forderten vor der Ausschusssitzung den Erhalt aller Kölner Grünflächen als Teil eines Kölner »Stadtkulturerbes«. Sie vertreten ein breites Bündnis aus Initiativen, Vereinen und Naturschutzverbänden. »Wir müssen alles daran setzen, das Erbe meines Großvaters zu erhalten«, erklärte Konrad Adenauer, ein Enkel des gleichnamigen Ex-Bundeskanzlers, und Vorsitzender des Festungsvereins Fortis Colonia. Anna von Mikecz (NABU) betonte dagegen die ökologische Bedeutung des Grüngürtels: »Ein Hektar Wiese speichert neun Tonnen CO2 im Jahr«. In der Politik wird die neue Initiative bereits wahrgenommen. »Planungsrechtlich muss alles einwandfrei ablaufen, sonst werden die Naturschutzverbände klagen«, sagt Kirsten Jahn. »Und die werden nicht mit drittklassigen Jura-Erstsemestern vor Gericht erscheinen.«