Mag keinen Paartanz: Alice Schwarzer | Foto: © Itu

Dirty Dancing

Alice Schwarzer verhindert ein Buch über eine angebliche Liebes­beziehung

 

Alice Schwarzer hat mal wieder Recht bekommen. Das Landgericht Köln entschied Mitte November, dass das Buch »Schwarzer Tango« nicht ausgeliefert werden darf. Die Autorin Waldtraud Schade erzählt darin von einer angeblichen Beziehung mit Schwarzer. »Wir begrüßen das Urteil, diese Affäre ist Privatsache«, sagte ein Sprecher von Schwarzers Hamburger Anwaltskanzlei. Diese hatte eine einstweilige Verfügung gegen das Buch erwirkt. Dagegen hatte der Verleger Krischan Schoeninger Widerspruch eingelegt, den das Kölner Gericht nun abgewiesen hat.

 

»Schwarzer Tango« ist eine erweiterte Fassung des Buchs »Tango für Alice«, gegen dessen Veröffentlichung Schwarzer schon damals erfolgreich vorgegangen war: Beide Parteien hatten sich auf eine Unterlassungserklärung geeinigt. Für Verleger Schoeninger gilt diese aber nicht für die erweiterte Fassung — das Landgericht widersprach dem: »Die Unterlassungserklärung gilt auch für ›kerngleiche Werke‹, also alle Werke, die das gleiche Thema behandeln«, erläutert Eike Wiemer, Sprecher des Landgerichts. Ob dies auch gelte, wenn Waltrad Schade die Geschichte in einem anderen Medium — als Lied oder als Artikel — erzähle, ließ Wiemer offen.

 

Waltraud Schades Bücher sollten in Schoeningers Verlag Rot & Licht erscheinen, der »das Erotische unserer Welt im Lichte zeigen« will, »befreit von Denkverboten und Zwängen«, heißt es auf der Homepage des Verlags. Das klingt nach einem Gegenprogramm zu einer längst nicht mehr existenten Sexualmoral, die vor Grindr, Post-Porn und den Sex-Storys im Vice Magazine wohl mal in deutschen Schlafzimmern geherrscht haben muss. 

 

»Frau Schwarzer hat mehrmals dargelegt, dass sie viel von monogamen Beziehungen hält«, sagt Steffen Jacobs, der Anwalt des Verlegers. So habe sie etwa den Wetter-Experten Jörg Kachelmann öffentlich für seine Affären kritisiert. 2011 hatte Schwarzer ihre Autobiografie »Lebenslauf« veröffentlicht. Darin bekannte sie sich erstmals zu dem offenen Geheimnis, dass sie eine langjährige Beziehung mit einer Frau führt. Gleichzeitig berichtete Schwarzer von einer zehn Jahre langen Liebes­beziehung zu einem Franzosen namens Bruno in den 70er Jahren. Waldtraud Schade behauptet, während dieser Zeit habe Schwarzer auch eine 18-monatige Beziehung mit ihr geführt. Schwarzer hat Schade zwar 106 Briefe geschrieben, wie genau die Beziehung der beiden Frauen aussah, sei aber »zwischen den Parteien streitig«, so die Kölner Richter. Für Steffen Jacobs ist das heuchlerisch: »Frau Schwarzer predigt Wasser und trinkt Wein.«

 

Das letzte Wort ist in der Sache jedoch noch nicht gesprochen. Weitere rechtliche Schritte gegen das Verbot sind vor dem Landgericht möglich, zudem verfolgt Schoeningers Anwalt Steffen Jacobs eine Beschwerde am Bundesverfassungsgericht. Allerdings: Beurkundet und bekannt sind Buch und Affäre jetzt eh. Warum das so ist, darüber kann sich Schwarzer ja
bei Gelegenheit mal mit Barbara Streisand unterhalten.