Blickt über den Weltatlas der Literatur: Monika Rinck

Internationale Seelenkunde

Das Literaturfestival Poetica will auf der Suche nach der Seele die Räume zwischen den Genres ausloten

»Suchen dich Seelen heim? Spürst du sie?« Der Satz des Literatur-Nobelpreisträgers Pablo Neruda (1904–1973) fliegt einem auf der Website von poetica3 entgegen. Unter dem Motto »Die Seelen und ihre Sprachen« lädt das »Festival für Weltliteratur« im dritten Jahr internationale Schriftsteller und Lyriker im Januar nach Köln.

 

Nach Michael Krüger und dem slowenischen Lyriker Aleš Šteger kuratiert nun Monika Rinck das Festival und wählt Autorinnen und Autoren aus. Ein Leichtes für die deutsche Lyrikerin, Erzählerin und Essayistin, die 2015 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet wurde. Auch, weil Rinck bereits seit Juli als Fellow am »Inter­nationalen Kolleg Morphomata« eingebunden ist, das mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung die poetica3 ausrichtet.

 

Neun Veranstaltungen stehen auf dem Programm: Lesungen an der Universität und im Literaturhaus oder nun auch im historischen Sancta-Clara-Keller. Dabei werden die Lesungen diesmal nicht nur kompakter sein, sondern auch das nächste Podium internationaler ausfallen. Monika Rinck hat den Blick über den Weltatlas der Literatur schweifen lassen und lässt Javier Bello (Chile), Eleni Sikelianos (USA) oder Galsan Tschinag (Mongolei) zu Wort kommen. Weitere Teilnehmer reisen aus der Türkei, Frankreich, Israel, Österreich an, sind aus Berlin oder schon hier.

 

Sie alle werden der Seele auf den Grund gehen, oft musikalisch begleitet, mit Forschern wie Studierenden, Bürgern wie Kollegen sprechen. Dank dieser Mischung aus Öffnung zur Stadt und Anbindung an die Wissenschaft sei die poetica einmalig in Deutschland, so Sebastian Goth, der bei »Morphomata« mit der Organisation betreut ist. Es handele sich längst um kein reines Lyrik­festival mehr, sondern man wolle verstärkt die »Räume zwischen den Genres« ausloten. Dies geschieht auch über kontrovers diskutierte Themen ‑ wie in Gila Lustigers Essay »Erschütterung« über den Terror. Doch bleibt der Schwerpunkt die Poesie, jenes »zarte Seelenfleisch der Vokale«, wie es bei Georgi Gospodinov heißt.

 

Poetica III: Die Seele und ihre Sprachen Festival für Weltliteratur, 9.–14.1.
Weitere Infos: poetica.uni-koeln.de/poetica-3/

 

Auftakt: 9.1., 18 Uhr, Hauptgebäude der Universität zu Köln. Alle Akteure der poetica3 stellen sich mit ihren Texten vor (in Originalsprache und deutscher Übersetzung). Eintritt frei.