Geißbockheim im Herbst - bald ist das Grün wieder saftiger. (Foto: Dörthe Boxberg)

Halbzeit im PR-Getümmel

Die Erweiterung des Geißbockheims ist einen Schritt weiter. Die erste Halbzeit war von Nickligkeiten dominiert


Alles Stehende und Ständische verdampft zu PR. Das zeigte sich gestern im Stadtentwicklungausschuss, wo das weitere Verfahren für die Erweiterung des FC-Trainingsgeländes beschlossen wurde. Eine große Koalition aus SPD, CDU und FDP stimmte einem neuen Leistungszentrum, drei neuen Trainingsplätzen und vier Kleinspielplätzen zu, die in begrenztem Maß auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen sollen.


Damit kommt eine Debatte zu einem vorläufigen Ende, die selten ehrlich geführt wurde. Besonders der FC zeichnete dadurch aus, immer wieder mit Strohmann-Argumenten und kindischen Drohungen seine Anhänger inklusive der "kritischen" Ultras für das eigene Geschäftsmodell zu mobilisieren. Mal behauptete der Verein, man werde trotz laufender Verträge aus dem Grüngürtel vertrieben, dann streute man Gerüchte über einen Wegzug aus dem Stadtgebiet. Zuletzt gelangten zufällig am Tag der Abstimmung Stimmen aus dem Verein an die Öffentlichkeit, die über den Neubau eines eigenen Stadions nachdenken. Der Stadt würden damit mehrere Millionen Euro Mieteinnahmen entgehen. Dass der Verein vor fünf Jahren gerade einmal in der Lage war, die Hälfte des Buchwerts von 120 Millionen für das Rheinenergiestadion aufzubringen, war keiner kritischen Nachfrage wert.


Aber auch die Politik hat ihren Teil zur Erhöhung der PR-Quote beigetragen. Immer wieder war gestern von einem "Kompromiss" die Rede. Dabei entspricht der Beschluss bis auf minimale Details genau dem, was schon im Dezember 2015 im Stadtentwicklungsausschuss beschlossen wurde. "Wir haben uns für rot-weiß entschieden", sagte CDU-Vize Niklas Kienitz. Zumindest das ist ehrlich.


Darin steckt die eigentlich schlechte Nachricht: All die Einwände und Alternativvorschläge, die in den letzten Wochen von Bürgeriniativen, der Verwaltung oder auch von den Grünen und der Linken vorgebracht wurden, sind ohne Folgen geblieben. Eine Politik, die bei hochpreisigen Wohnvorhaben auf Bürgerbeteiligung setzt, ist bei der Kritik um eine private Nutzung öffentlichen Raums weitaus weniger beteiligungsfreundlich. Geht es um den FC besteht unter den meisten Ratsfraktionen eine Fanfreundschaft.


Allerdings wäre es falsch, jetzt von einem Sieg des FC zu sprechen. Das Verfahren befindet sich erst in der Halbzeit. Zum Einen wurde aus den Reihen von Bürgerinitiative und Naturschutzverbänden schon angekündigt, gegen den Beschluss zu klagen. Zum Anderen ist noch nicht geklärt, zu welchen Konditionen sich der FC im Grüngürtel ausweiten kann. Im Moment darf er den Großteil der von ihm genutzten Flächen zu den Bedingungen eines Amateurvereins anmieten – für 180.000 Euro plus einem kleinen Obolus für die Gebäude. Hier ist die Politik gefragt: Will sie sich weiter ohne äußere Not den FC-Schal umbinden? Oder will sie den 1.FC Köln zukünftig wie das Unternehmen mit Millionenumsatz behandeln, das er ist?