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Der DuMont-Verlag und die Nazis? War da was? Die Vorfahren der Herren über Express und Kölner Stadt-Anzeiger hätten beim Immobilienkauf von Arisierungen profitiert, meinte der Spiegel (s. auch S.10). Wir wissen das nicht genau und wollen nicht vorschnell urteilen. Überaus prompt hingegen erschien das Dementi der DuMont-Dynasten im Stadt-Anzeiger. Es ist nur: Dort wollen wir es gar nicht lesen. Denn was Kritikfähigkeit und Selbstdarstellung angeht, ist der Ruf des Kölner Verlagshauses arg ramponiert. Immer wieder Eigenlobhudelei im eigenen Blatt, allzu plump vermeldeter Eigennutz – zu oft schon, dass der Oberverleger die Familienpolitik höchstselbst in die Maschine diktierte und dann »Interview« drüberschreiben ließ. Das ist schon bitter, denn jetzt, wo es mal nicht nur um schnöde Marktanteile oder fade Prosa von Altverlegern geht, ist alle Glaubwürdigkeit dahin. Und ein Dementi, so sagt man, sei sowieso schon der verzweifelte Versuch, die Zahnpasta wieder in die Tube hineinzubekommen. Weitere Kommentare zum Thema im eigenen Blatte können sich die Damen und Herren von der Amsterdamer Straße daher schenken, sie machen in ihrer Eilfertigkeit gar ein ungutes Gefühl. Historiker müssen in Sachen Profit und Propaganda jetzt ran, unabhängig bitteschön. Diesen Prozess haben andere Medienhäuser übrigens längst hinter sich gebracht, zuletzt die Bertelsmann AG, die sich mit linientreuen Landserheften durch die Nazizeit lavierte. In der Regel kann die Geste des schonungslosen Aufklärens am Ende gar die ein oder andere Verfehlung in der Vergangenheit überstrahlen.
Strahlen, so will es der CDU-Politiker Thomas Rossbach, soll auch das Filmfest Köln. Kurzfilm, Asia-Film, Feminale, Kunstfilmbiennale und wie sie heißen – das alles meint der Mann nicht. Das neue Kölner Filmfest, so Rossbach großmännisch, solle nicht auf Arthouse-Kino beschränkt sein, und »sogar mit Berlin« konkurrieren können. Cannes, Venedig, Berlin, Köln – sicher, die Kölnale, das wär schon was. Schlangen vor den Kassenhäuschen, volle Kinos schon am Tage, blühende Diskurse, überregionale Strahlkraft – Festival-Fieber eben. Und natürlich internationale Stars, die über rote Teppiche schreiten – ins, ääh, Coloneum, im Gewerbegebiet Ossendorf? Oder ins Palladium, Mülheim? Gürzenich vielleicht? Residenz? Cinedom? Man merkt schnell, es mangelt schon an ganz basalen Dingen, einer Festival-Location etwa, einem Premieren-Kino von ausreichender Größe und würdiger Aura. Ganz zu schweigen von der Nachfrage in der Branche. Die Älteren müssten sich erinnern, schmerzhaft bestenfalls: Ein Kölner Versuch in diese Richtung scheiterte bereits in den 90er Jahren grandios. Noch so einen Flop würde der Medienstandort kaum überleben, wahrscheinlich würde er kurzerhand aufgelöst. Sicher, noch eine Nische könnte bespielt werden, in Berlin gibt es mittlerweile ein Festival für Filme aus Berlin. So wären auch Felder wie der rheinische Dokumentarfilm der 20er Jahre noch zu bestellen, doch bliebe die Außenwirkung eher überschaubar. Sinnvoller scheint es, bestehende Veranstaltungen zu bündeln und eine Event-Strecke zu schaffen, an der keiner vorbeikommt – wie es etwa The Fringe in Edinburgh alljährlich zelebriert. Am naheliegendsten wäre aber, einfach mal vor Ort zu schauen, was bereits halbwegs funktioniert, und das weiter auszubauen. So oder so, Stadt, Land, Branche und Stiftungen, man müsste sich schon einigen im Dickicht der Institutionen. Doch dafür gibt es keine Anzeichen, eher einen bis ins Kafkaeske reichenden Eigensinn und das Hintertreiben von Initiativen. Also wieder einmal ein Intelligenztest für die hiesige Medienpolitik – die Vornoten sind alles andere als gut.