Schwarzlicht

Die Wege des Herrn sind unergründlich. Verglichen mit den Entscheidungswegen der Glauser-Jury, so kommt es einem vor, sind sie allerdings so übersichtlich wie der Stadtplan von Manhattan. Der »Glauser«, der am letzten Aprilwochenende während einer Veranstaltung namens »Criminale« (www.die-criminale.de) in der Region Koblenz vergeben wird, ist der höchst dotierte deutsche Krimipreis. Er wird ausgelobt vom »Syndikat«, das ist die »Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur«. An sich nichts Ehrenrühriges, eine Art Verbandstreffen, es hat ja auch keiner etwas dagegen, wenn der Verband der Waschmittelvertreter den besten, schönsten, klügsten Kollegen auszeichnet.

Das Problem ist, dass der »Glauser« gerne als der »wichtigste deutsche Krimipreis« verkauft wird. Die Prämierten dürfen mit erheblicher Auflagensteigerung rechnen. Damit ist die Angelegenheit eine von öffentlichem Interesse. Und da wird es, freundlich ausgedrückt, undurchschaubar wie in den Straßen Istanbuls, weil so gut wie nie die besten, schönsten, klügsten Romane eines Jahres ausgezeichnet werden. So auch diesmal: Nur Elisabeth Hermann und Astrid Paprotta zählen unter den Nominierten zur Krimi-Crème, der Rest repräsentiert den grauen Durchschnitt, während einige der interessantesten Autoren gänzlich fehlen.

Sei´s drum, das alles ist Schnee von Gestern, denn die Glauser-Kandidaten stammen sämtlich aus dem Jahrgang 2005. Wir blicken lieber in die Zukunft – und da sehen wir Oliver Bottini, dessen neuer Krimi »Im Sommer der Mörder« gerade erschienen ist. Auch Bottini wird im Rahmen der »Criminale« lesen, am 27. April, in der Buchhandlung des Klosters Maria Laach. Diese Veranstaltung auf heiligem Boden ist einen Ausflug wert, denn Bottini ist ein großartiger Kriminalschriftsteller. Und wer weiß, vielleicht kriegt er ja im nächsten Jahr den »Glauser«. Die Wege des Herrn sind unergründlich.