Kölsch in Altbier-Kränzen!

In loser Folge veröffentlicht die StadtRevue Leserhinweise zu »schlechtem öffentlichen Design«. Diesmal ist unserem Kolumnist Bernd Imgrund etwas aufgefallen.

Seit gut einem Jahr sind sie nun im Einsatz: Die neuen Reissdorf-Gläser mit dem verdickten Sockel. Rein physikalisch betrachtet, sinkt durch diese Neuerung der Schwerpunkt, und das Kölsch fällt nicht so schnell um. Aber wie oft stößt man im Leben ein Bier um? Sagen wir: fünfmal. Und wie oft hätte ein Reissdorf-Fuß das verhindert? Vielleicht einmal. Ganz abgesehen davon, dass sich der Aufwand nicht lohnt, haben Kölns Reissdorf-Wirte mit massiven Nachteilen zu kämpfen. Hinter der Theke werden Kölschgläser nämlich mit der Öffnung nach unten aufgestellt, wodurch der physikalische Effekt ins Gegenteil umschlägt: Fällt ein Glas, fallen alle. So ganz scheint auch Reissdorf der eigenen Innovation nicht zu trauen: Auf der Homepage werden die neuen Stangen nicht beworben.

Barbara Petry, Chefin des Backes in der Südstadt, beklagt zudem den untenrum größeren Durchmesser der Gläser: »Die passen jetzt nicht mehr in unsere Kölsch-Kränze. Alternativ stellt uns die Reissdorf-Brauerei Altbier-Kränze zur Verfügung. Deren Lochung ist jedoch so groß, dass die Gläser instabil sind und nur noch halb gefüllt an den Ort ihrer Bestimmung gelangen.« Darüber hinaus, so Petry, passen jetzt nur noch zehn statt früher 19 Kölsch in einen Kranz – in Stoßzeiten bedeutet das für die Kellner doppelte Rennerei. Fazit: Designer sollten in ihrer Jugend mal gekellnert haben.

Ist euch auch noch »schlechtes öffentliches Design« aufgefallen? Dann schickt uns einen Leserbrief an: <a href=mailto:leserbriefe@stadtrevue.de leserbriefe@stadtrevue.de