Watchdog

Wer einen runden Geburtstag feiert, macht sich gerne ein paar Gedanken. Über sein bisheriges Leben. Über das Alter, das eigene und das der anderen. Fünfzig Jahre ist der WDR in diesem Jahr geworden, und prompt kam man ins Grübeln: Die Jugend, wo ist sie nur hin? »Na ja«, wird vielleicht ein Redakteur schüchtern gesagt haben, »eventuell zur privaten Konkurrenz? Oder gar ins Internet?« Ulrich Deppendorf – Direktor des WDR Fernsehens, dessen Durchschnittszuschauer 61 Jahre alt sind – ging sofort in die Programmoffensive: Während des Sommerlochs bis Ende August soll jetzt eine Vielzahl neuer Programme getestet werden – immer mittwochs um 21.45 Uhr werden die 30- bis 49-Jährigen angesprochen, und an verschiedenen Wochentagen sollen abends um elf gar die ganz jungen Leute ab zwanzig gelockt werden. Der Inhalt der neuen Formate reicht von Politik über Unterhaltung und Service bis zu Philosophie. Ob die Zielgruppe das auch mitbekommt? Für die Macher hat die Initiative auf jeden Fall persönliche Folgen. Deppendorf versicherte in der WDR-Hauszeitung Print: »Redakteurinnen, Redakteure und der Direktor haben sich zur Verjüngung verpflichtet.«

Zumindest ihr Programm verjüngen will auch Hörfunk-Direktorin Monika Piel. Und deshalb bastelt der WDR auch an einem neuen Radioprogramm – das Piel bereits jetzt ein »Lieblingsprojekt« nennt. Die Idee: fundierte Kulturberichterstattung für junge Hörer. Kultur kann WDR 3 meist ganz gut, junge Hörer hat Eins Live. Deshalb soll aus Berichten des WDR3-Magazins Resonanzen und Musik aus dem Eins-Live-Clubbing-Plattenregal etwas ganz Neues gemischt werden. Zunächst vier Stunden täglich wird das Programm dann im Internet zu hören sein, vielleicht schon ab September, sagt Piel. WDR 3-Chef Karl Karst sieht wohl noch mehr Bastelbedarf am neuen Projekt: Er rechnet eher mit einem Start Anfang 2007.

Und noch etwas zur Verjüngungsoffensive des WDR: Entgegen früherer Planung ist Intendant Fritz Pleitgen wohl doch bereit, auf Drängen aus dem Umfeld der NRW-Landesregierung noch eine weitere Amtszeit auf dem WDR-Thron zu sitzen. Nach deren Ablauf wäre er 75 Jahre. Aber Alter allein ist ja schließlich kein Argument.

Auch Alfred Neven DuMont, 79, Kölner Verleger, sucht neue Betätigungsfelder. Nachdem schon länger über den Deal spekuliert worden war, scheint nun festzustehen, dass der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg (Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express) fünfzig Prozent der Anteile am Druck- und Verlagshaus Frankfurt kauft, das die Frankfurter Rundschau (FR) herausgibt. Das meldet zumindest die Süddeutsche Zeitung. Bestätigen wollte DuMont den Kauf der FR allerdings nicht: »Wir möchten zu dem Artikel keine Stellung nehmen«, teilte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage mit. Bleibt die Frage, welche Folgen der Deal für die redaktionelle Arbeit der beteiligten Zeitungen haben könnte. In letzter Zeit nutzten Verlagshäuser in solchen Fällen gerne Synergien, sprich: legten Redaktionen zusammen. Das dürfte – bis auf Ausnahmen wie etwa die Hauptstadtbüros – bei den Kölner DuMont-Zeitungen und der FR schon aufgrund der räumlichen Entfernung nicht ganz einfach werden. So ist vielleicht tatsächlich ein verlegerisches Motiv entscheidend für den Kauf: endlich eine überregional wahrgenommene Zeitung zu besitzen.