Kein Zorn, keine Melancholie

Mit Ex-BAP-Gitarrist Klaus Heuser sprachen Christian Meier-Oehlke und Bernd Wilberg über seine Karriere, Freddie Mercury und zu lange Gitarrensoli

 

Klaus »Major« Heuser hat schon mal Kölsch bestellt. Er trägt tatsächlich den charakteristischen Hut mit der breiten Krempe und lehnt am Tresen des Chlodwig-Ecks, wo der Legende nach Ende der 70er Jahre alles begann. Den ehemaligen BAP-Gitarristen hat man hier im Herzen der Südstadt nicht vergessen. Mehrmals im Laufe des Abends kommen Leute vorbei und grüßen. Von seiner ersten Solo-CD haben allerdings nur die wenigsten etwas mitbekommen. Die Platte erscheint auf einem kleinen Label. »Ich habe einen schwierigen, steinigen Weg hinter mir, weil ich keine Plattenfirma gefunden habe. Mein Vertrag mit der EMI ist gekündigt worden, denen bin ich zu alt. Die Tour musste ich auf Herbst verschieben, das hätte mich auch finanziell über­fordert. Außerdem wusste ich lange nicht, wie viele Leu­te mein neues Projekt überhaupt interessiert.«

»Ich stehe im Grunde ganz am Anfang«

Kaum zu glauben, dass eine Rocklegen­de wie Heuser ähnliche Probleme hat wie viele Bands und Musiker, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Klar, der Major hat ein großes Studio in Sürth und einen exzellenten Ruf als Produzent (u.a. zeichnet er für einige Alben von Brings verantwortlich), aber an den Musiker Heuser konnten oder wollten sich nur wenige erinnern. »Als ich noch bei der Band mit den drei Buchstaben gespielt habe, war die EMI eine riesige Plattenfirma mit 800 Angestellten, heute ist das alles viel kleiner. Und die Fluktuation ist hoch. Es dauert keine zehn Jahre, dann kennst du da niemanden mehr. Ich stehe im Grunde ganz am Anfang.«

Heuser ist nicht verbittert, dazu hat der gebürtige Leverkusener (»Es war für mich immer schwierig, für den FC zu halten«) auch gar keinen Grund: Die Koproduktion mit der Berliner Sängerin Susanne »Suzan« Werth steht seit Februar in den Läden – perfekt pro­du­zierter, abwechslungsreicher Gitarrenpop mit englischen Texten. Das überrascht vielleicht, hätte man doch vom kölschen Heroen des markanten Gitarrenriffs eine rockigere Heran­gehensweise erwartet. Oder auch eine reine Instrumentalplatte mit endlos langen Soli. Doch der 49-Jährige winkt ab: »Eigentlich bin ich gar kein Gitarrentüftler, ich stehe auf gute Songs. Damit bin ich ja aufgewachsen. Selbst Eric Clapton oder Rory Gallagher haben nie reine Gitarrenplatten gemacht. Ich habe mir früher Leute wie Stevie Vai angehört, das ist todlangweilig. Das ist ein Mördergefummel, aber Spaß an dieser Art von Musik hatte ich noch nie.«

»Viele, die jetzt bei BAP spielen, kenne ich gar nicht mehr«

Bis 1999 war Heuser für den Erfolgssound von BAP verantwortlich und war mit Wolfgang Niedecken zusammen die kölsche Version von Jagger/Richards. Der Ausstieg kam für viele überraschend, er fiel dem Ausnahmegitarristen nicht leicht: »Zwanzig Jahre bei BAP sind eine lange Zeit. Aber Wolfgang und ich waren nicht immer einer Meinung über den Weg der Band. Ich wollte nicht mit sechzig im Bierzelt ›Verdamp lang her‹ spielen«, sagt Heuser. Das Kapitel ist für ihn abge­schlossen, ohne Zorn oder Melancholie: »Die alten Zeiten sind einfach vorbei. Viele, die jetzt bei BAP spielen, kenne ich gar nicht mehr. Ich kenne noch nicht mal die neuen Platten, habe ich mir nie angehört. Dann muss ich wenigstens nicht lügen, falls mal jemand fragt, wie mir die neuen Songs gefallen«, lacht er.

Dann erzählt der Major, wie er ­Freddie Mercury kennen gelernt hat. 1986 nahmen BAP gerade »Ahl Männer, aalglatt« auf, ihre umstrittenste Platte mit dem schlimmen ­Sommerhit »Time Is Cash, Time Is Money«. Der Sound ging weg vom Gitarrenrock, Keyboardflächen dominierten – perfekt arrangiert, bisweilen unsinnig aufgeblasen und eben auch aalglatt. Verantwortlich dafür war nicht zuletzt die Münchner Produzenten-Legende Reinhold Mack. Der hatte schon Queen den typischen Bombast-Sound verpasst.

»Bei BAP haben wir uns damals ziemlich gestritten über den Sound und wo es ­hingehen sollte, aber immerhin habe ich durch die Platte Queen kennen gelernt.« Insbesondere von Freddie Mercury war Heuser be­geis­tert: »You fucking Germans sell more records in Germany than I do«, soll der charismati­sche Queen-Frontman zur Begrüßung gesagt haben. Heuser verdankt Mercury auch »den schönsten Moment meiner Musikerkarriere«: als sich der Gitarrist in Mercurys Londo­ner Domizil an den Flügel setzte und der Sänger dazu anderthalb Stunden improvisierte.

»Ich hatte noch nie eine starke Verbindung zur Kölner Szene«

Heute bewegt sich der Familienmensch Heuser in anderen Kreisen. Bezug zur aktuellen Kölner Musikszene hat er wenig: »Ich hatte noch nie eine starke Verbindung zur Kölner Szene, das war mir immer zu eng. Wenn Tommy Engel ein Konzert gibt, sind Special Guests Wolfgang Niedecken, einer von Brings, einer von den Höhnern oder Gerd Köster. Und dann spielt Gerd Köster, und es kommt Tommy Engel, einer von den Höhnern und einer von den Bläck Fööss und so weiter. Ich hab’ das ja selbst früher mitgemacht, das drehte sich im Kreis.«

Im Clodwig-Eck spielt mittlerweile eine Amateurcombo Coverversionen aus Blues und Rock. Als der Sänger mit dem Klingelbeutel rumgeht, zeigt sich Heuser spendabel. Denn bei allen Erfolgen vergangener Tage hat der Major nicht vergessen, was es heißt, ganz am Anfang eines Projektes zu stehen.

Tonträger: »Major + Suzan« (TRC)
Konzert: Sa, 21.10., E-Werk, 20 Uhr


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