Aus dem Iran nach Köln

Als das Telefongespräch stattfand, sollte er eigentlich schon in Deutschland sein. Doch der Iran hatte kurzfristig seine Ausreisepolitik geändert, und so verzögerte sich die Ankunft von Amir Reza Koohestani in Köln. Unwägbarkeiten einer Diktatur. Koohestani (Jg. 1978) zählt zu den begabtesten jungen Dramatikern und Regisseuren seines Landes. Bekannt geworden ist er hierzulande mit einem Gastspiel der Mehr Theatre Group, die sein Stück »Dance on Glasses« beim Festival Theater der Welt 2002 in NRW zeigte.
Den Kölner Intendant Marc Günther lernte Koohestani im Frühjahr 2006 beim Teheraner Theaterfestival kennen, wo die Mehr Theatre Group die Generationengeschichte »Recent Experiences« zeigte. Sie redeten über eine mögliche Inszenierung in Köln, diskutierten Stücke. »Ich schlug schließlich vor, selbst ein Stück zu schreiben«, erzählt ­Koohestani. Man einigte sich auf eine zeitgenössische Adaption von ­Sophokles‹ »Antigone«, an der den jungen Autor vor allem die Verbindung von »politischem Konflikt und der Familiengeschichte« interessiert.
Amir Reza Koohestanis Version trägt den Titel »Einzelzimmer« und zeigt, wie eine Mutter versucht, ihre beiden Sohne zu beerdigen. Der jüngere hat als ve­getarischer Selbstmordatten­täter ein Fastfoodrestaurant mitsamt seinem Bruder und einer jungen Frau in die Luft gesprengt. Diese ist – änhlich wie die Mutter – nun auf der Suche nach einem Grab und irrt als Gespenst durch die Gegend. »Es ist eine Komödie, auch wenn die Geschichte schrecklich klingt. Wir wollen uns lustig machen über Selbstmordattentate und deren politische Gründe«, sagt Koohestani unbefangen.
Ein bisschen aufgeregt ist er bezüglich der Arbeit hier schon. »Ich war zwei- oder dreimal in Köln und traf die Schauspieler.« Er hat ihnen seine Absichten erklärt und Inszenierun­gen seiner Gruppe gezeigt. Doch es ist seine erste Regie in einer frem­den Sprache. »Eine große Erfahrung, aber ich bin ­optimistisch.«