Party im Puff

Eine Veranstaltung der Aidshilfe in Kölns größtem Bordell sorgt für Aufregung

Prävention wirkt immer am besten am Ort des Geschehens. Wenn am 1. Dezember zum Welt-Aids-Tag im Nachtclub des hiesigen Freudenhauses Pascha »gut bestückte Pornostars« im »Fingerfood« wühlen und dazu »erotische Give-Aways« unter die Party People werfen, fehlt eigentlich nur noch jemand, der im Bordell Safer Sex predigt. Das dachten sich jedenfalls die Veranstalter der »Cupido«-Benefizparty, die für das Spektakel 45 Euro Eintritt verlangen – inklusive Büfett, Shuttle-Service und Show-Acts. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass das Ganze auch noch einem guten Zweck dienen soll: Fünf Euro gehen an die Kölner Aidshilfe. Die möchte ihre potenzielle Klientel gern »dort abholen, wo Sex passiert«, sagt Sprecherin Heidi Eichenbrenner und findet an der Koope­ration mit der Cupido-Party nichts Anstößiges.

Doch nicht bei jedem treffen die Pfeile des Liebesgottes ins Schwarze: »Mit dem Benefiz-Deckmäntelchen versucht das Pascha gesellschaftsfähig zu werden und neue Kunden zu erschließen – dabei ist eine Veranstaltung für diesen Zweck dort völlig deplatziert«, sagt Irmgard Kopetzky vom Kölner Frauen-Notruf. Einen Protestbrief an Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD), Vorstandsmitglied der Aidshilfe, hat Kopetzky schon geschrieben – nun sucht sie das klärende Gespräch. Doch was für die einen untragbar ist, ist für die anderen unverzichtbar. »Wir wollen unsere Zielgruppen dort erreichen, wo sie ihren sexuellen Phantasien und Wünschen nachgehen«, sagt Heidi Eichenbrenner. »Wo sonst könnte man sie besser für Prävention sensibilisieren, wenn nicht am Ort des Geschehens?«

Ob die Veranstaltung allerdings dem hehren Ziel Präventionsarbeit dient, bezweifeln die Kritiker. Für sie ist die Party ein weiterer Versuch des Bordells und seines Nachtclubs, neue Zielgruppen anzusprechen. Das scheiterte schon einmal, als das Pascha im letzten Jahr mit dem Fanclub des 1. FC Köln einen Sponsorenvertrag eingehen wollte – durch massiven öffentlichen Protest wurde die Kooperation vorzeitig beendet. Die Argumente der Gegner sind damals wie heute die gleichen: Salonfähig darf ein Bordell nicht werden. Schon gar nicht durch Instrumentalisierung eines Benefiztages.

Da haben die Präventionsarbeiter der Aidshilfe eine weitaus realistischere Einstellung, denn Sexarbeit sei seit Jahrhunderten fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, heißt es dort. Zu etablieren gebe es nichts mehr. Demnach ist eine Party im Pascha zum 1. Dezember etwas völlig Normales. Vielleicht werden ja noch ein paar Kondome verteilt – Cupido wird’s freuen.