Konkurrenz von der Wiese

Die Ansiedlung eines IKEA-Möbelhauses in Ossendorf wird immer unwahrscheinlicher

»Ein Gewinn für den Wirtschaftsstandort Köln«, jubelte im April OB Fritz Schramma. Denn der schwedische Möbelkonzern IKEA hatte angekündigt, sich in Ossendorf ansiedeln zu wollen. Das bedeutete 400 Vollzeitar­beits­plätze und jährlich rund eine Million Euro Gewerbesteuer aufs Konto der klammen Stadt. Für den Möbelfabrikanten, der bun­des­weit über vierzig Filialen unterhält, wäre es nach Godorf der zweite Kölner Standort.
Doch auf den zwölf Hektar am Butzweilerhof, einer Fläche von etwa 18 Fußballfeldern, will IKEA außer dem Möbelhaus auch ein Furniture Competence Center (FCC) bauen. Und das macht dem Einzelhandel in der City Sorge. Denn im FCC will der Möbelkonzern an Einzelhän­d­ler vermieten, die hochwertige Polster- und Lederwaren, Bad- und Küchenmobilar und Raumausstattung anbieten – in Konkurrenz zur innenstädtischen Möbelmeile am Ring.

Ikea gegen Innenstadt

»Wir haben nichts gegen ein zweites IKEA«, sagt Uwe Klein, Hauptgeschäftsführer des Kölner Einzelhandelsverbandes. »Der neu­ralgische Punkt aber ist das FCC.« Denn insgesamt würde dann in Ossendorf auf 5.300 Quadratmetern so genanntes innenstadt-relevantes Sortiment ver­kauft: Artikel, die man ohne Aufwand transportieren kann, etwa Glas, Porzellan, Lampen, Textilien. IKEA hatte ursprünglich über 9.000 Quadratmeter da­für vorgesehen, das war der Stadt zu viel. Man einigte sich schließlich auf 5.300 Quadratmeter.
»Akzeptabel« nennt Martin Börschel, Fraktionschef der SPD im Rat, den Kompromiss. Man könne nicht über die Stadtentwicklung Konkurrenzschutz betreiben. Eine Beschränkung auf 4.000 Quadratmeter fordern hingegen die Geschäftsleute. Sonst, so Detlev Sachse von der Industrie- und Handelskammer Köln, drohten zu starke »Kaufkraftumlenkungen«. Schließungen, Arbeitsplatzverluste, letztlich eine Verödung der Innenstadt wären die Folgen, glaubt Sachse.

Konsumkarawanen

Auch das NRW-Landesgesetz zur Raumplanung sieht eine Beschränkung von »innenstadt-relevantem Sortiment« zur Stärkung der Stadtzentren vor. Ende November hat die schwarz-gelbe Landesregierung eine Verschärfung des Gesetzes auf den Weg gebracht. »Wir wollen keine Kon­sumkarawanen, die aus den Wohnquartieren auf die grüne Wie­se ziehen«, so NRW-Wirtschaftministerin Christa Thoben (CDU) in einer Pressemitteilung. Käme das Gesetz, wäre der Kölner Kompromiss nicht mehr zulässig. Die Frage ist jetzt, wie schnell Köln mit einer IKEA-Ansiedlung Fakten schaffen kann. Davon, dass IKEA eine weitere Reduzierung des Sortiments akzeptiert, ist kaum auszugehen. Die Frage ist aber auch, inwieweit es für Köln sinnvoll ist, sich bei der Stadtplanung nach den Interessen von Möbelkonzernen zu richten.