Der Süden

Der Himmel über den Deichen.
Von Zündorf nach Langel


Dieses Licht, dieses einzigartige Licht! Es lässt die endlosen Felder leuchten, es verfängt sich in den Kronen der Bäume und bricht sich gleißend in den Wellen des Rheins, der hier ruhiger fließt. Der Himmel ist weiter, die Luft klarer. Wer sich auf den Weg macht in den Kölner Süden, wer das ehemalige Fischerdorf Zündorf hinter sich lässt und weiter nach Langel wandert, der spaziert bald auf Deichen, zur Rechten der Rhein und zur Linken die Felder. Und ein Horizont, der sich nur selten versteckt hinter Häusern.

Hier, wo die Stadt allmählich ausfranst, wo zwischen den Feldern die letzten Dörfer müde in der Gegend liegen und nur ihre alten Kirchtürme nach oben recken, um nicht vergessen zu werden, hier, wo die Straßen sich wie Risse durch die Landschaft ziehen – hier ist es am schönsten im Winter. Alle Betriebsamkeit, die der Menschen und die der Natur, ist hier draußen abhanden gekommen. Übrig bleiben bloß der Wind, das Wasser, die Wiesen und die Wege, die lang sind und schmal.

Bei Stromkilometer 674, bei der alten Holzbank, hinter dem hohen Baum, an der Stelle, wo der Weg sich gabelt, wo auf der verwilderten Wiese der verwitterte Stein steht, weil dort vor zweihundert Jahren ein Kind ertrunken ist – hier sollte man sein, wenn die Wintersonne untergeht, wenn das Licht, dieses einzigartige Licht, erst rötlich dunkelt und dann alles türkis oder bernsteinfarben leuchten lässt.

Um das zu sehen, sollte man über den Leinpfad, der den Rhein begleitet, gekommen sein. Entlang der alten Orte Poll, Westhoven, Ensen, Porz – um schließlich auch noch Zündorf zu passieren. Dort liegt die Groov, einstmals ein Seitenarm des Rheins, heute ein Erholungsgebiet unmittelbar um den alten Marktplatz des ehemaligen Fischerdorfes.

Im Sommer wird man hier leicht aufgehalten auf dem Weg weiter nach Langel, weiter in den Kölner Süden. An der Groov, am Zündorfer Marktplatz, drängen sich die Menschen, um sich beim Minigolf zu amüsieren, um Tretboot zu fahren oder auf den Terrassen der Wirtshäuser zu sitzen. Im Winter aber ist all das verwaist, wirkt karg, so wie die alte Fahrradbahn mit dem Gestrüpp, das aus den Steinen kriecht. Nur das alte Kriegerdenkmal, das stumm von Helden lügt, wirft weiter schwere Schatten. Darüber in der Luft sind Krähen, die von den Feldern kommen, dort wo die Deiche sind und dieses einzigartige Licht. Auch an der Groov gehen dann nur vereinzelt Menschen auf den Wegen mit den hohen Bäumen, zu zweit oder alleine, unter dichtem, aber kahlem Geäst, wie unter einem Gitter. Ein Hund schlägt an, am anderen Ufer, wo die Pappeln stehen. Und man hört das dumpfe Tuckern der Lastschiffe auf dem Rhein. Man hört das noch kilometerweit, wenn der Wind entsprechend steht.

Am Abend macht man sich dann wieder auf, denn ohne Licht gibt es hier kaum Glanz. Es bleibt nur das, was man woanders besser kriegt, in Kneipen und Geschäften. Und fährt man dann zurück nach Köln, nimmt man den umgekehrten Weg und wird doch Neues noch entdecken. Entlang des Leinpfads, vorbei an der Porzer Uferpromenade mit den gestutzten, schwarzen Bäumen, vorbei an Ensen und Westhoven, wo die Kribben weit ins Wasser ragen. Dann über die Poller Wiesen, wo die Stadt sich zeigt und es keinen Horizont mehr gibt, und wo das Licht der Laternen und Reklametafeln leuchtet, stärker als am Himmel über Langel, aber ohne Zauber.

Die Freizeitinsel Groov und das dahinter liegende Langel erreicht man über den Leinpfad entlang des rechten Rheinufers, Fahrzeit mit dem Rad eine knappe Stunde. Ab Mitte März kann man auch über die linke Rheinseite entlang des Ufers nach Weiß fahren, um dort mit der Fähre überzusetzen. Die Linie 7 fährt bis zur Endstation Zündorf, von dort circa zehn Minuten Fußweg durch Zündorf hinunter zum Rhein


Autokino Porz-Eil

Scheinbar sinnlos ragt die schmutzige, schma­le Betonfläche hinter den Büschen hervor. 15 Meter hoch, 36 Meter breit, leicht geneigt. Es ist die Leinwand des einzigen Kölner Autokinos, in ganz Deutschland gibt es kaum noch zwei Dutzend. Der Ton wird über eine Radiofrequenz übertragen. Man kann Fastfood kaufen und einen Heizlüfter leihen. »Essen, trinken, rauchen« wirbt der Betreiber. Das darf man in Cineplexen nicht alles auf einmal. Doch nie sind alle tausend PKW-Plätze belegt. Nur wenn hier Flohmarkt ist oder Automarkt, herrscht Andrang.Vor vierzig Jahren, als Porz beinahe Großstadt geworden wäre, wurde das Autokino gebaut. Noch in den 80ern war dies der Ort, um mit der neuen Liebschaft zu ­kuscheln oder auch nur der Vorwand, um sich Papas Wagen für eine nächtliche Spritztour auszuleihen. Heute ist das Autokino, jene amerikanische Erfindung aus den 30er Jahren, bloß noch Kuriosum. Und es ist das letzte ­Porzer Kino überhaupt. Ein monumentales Relikt aus einer anderen Zeit, in der Autoverkehr und Beton als Vorboten einer neuen, besseren Welt galten. Man muss nicht die Filme sehen, die hier gezeigt werden, aber dieses Kino.

Köln-Porz-Eil, Rudolf-Diesel-Straße 38,
www.autokinos-deutschland.de/programm/
index-koeln.php; über die A 559 bis Ausfahrt Gremberghoven, von dort nach Süden über die Frankfurter Straße bis zur Kreuzung Theodor-Heuss-Str., dort links ab bis Rudolf-Diesel-Str.


Gut Leidenhausen

Porz hat auch schöne Seiten: das gesamte Rheinufer etwa und die Groov bei Zündorf, auch Wahner Heide und Königsforst sind gut zu erreichen. Ein nettes Ausflugsziel ist auch Gut Leidenhausen. Zwar ist das Naherholungsgebiet eingeschlossen zwischen der A 59 samt ICE-Strecke und dem viel befahrenen Grengeler Mauspfad, aber hier findet man einen kompakten Mix aus Natur und Freizeit­spaß. Es gibt es rund zwölf Kilometer Wanderwege, Liege- und Spielwiesen, eine Greifvogelstation und Gehege mit niedlichen Wildschweinchen und sogar Rehen! Für einen kleinen Rundgang bietet sich die alte Pferderennbahn an, die keine Tribünen hat und nie genutzt wird. Vom Parkplatz am Hirschgraben geht man zunächst den Weg entlang der ICE-Trasse und biegt dann nach links in den Wald. Nach ein paar Metern sieht man schon das alte Rittergut aus dem 14. Jahrhundert. Rechts um die Kurve findet man das kleine Museum »Haus des Waldes«, links die Greifvogelstation. Ein paar Stullen sollte man schon dabei haben, denn ein gastronomisches Angebot fehlt leider. Nur manchmal, im Sommer, hält der Eiswagen am Mauspfad und bimmelt.

Köln-Porz-Eil; S-Bahn S12 bis Bahnhof Porz Rhein, von dort den Ausgang rechts zur Bus­haltestelle Bahnhof Porz und weiter mit der Buslinie 152 bis Haltestelle Eil, Heumarer Straße, dann zu Fuß über den Hirschgraben bis zum Parkplatz Gut Leidenhausen

Demo-Gebiet

Ende der 60er Jahre begann die Stadt Porz, die erst 1975 nach Köln eingemeindet wurde, mit der Bebauung der Ackerflächen zwischen dem Zentrum und Eil. Das »Demonstrativ-Bauvor­haben« für 12.000 Menschen war als »Musterbeispiel für die menschenfreundliche Stadt« gedacht. Heute ist »das Demo«, wie man in Porz sagt, ein Sanierungsgebiet mit 7.600 Bewohnern. Mit der Sanierung des Namens hat man schon begonnen: Demo heißt jetzt Finkenberg. Unser Rundgang beginnt an der Brücke über die Theodor-Heuss-Straße, von dort durchqueren wir die Fußgängerzone. Links sieht man das mit 21 Stockwerken höchste Gebäude. Am Ende der Passage steht eine Betonskulptur mit Brunnen, der längst nicht mehr sprudelt. Von dort biegt man rechts in die Brüsseler Straße, die das Gebiet ringförmig umschließt. Auf dem Rundgang erkennt man noch den Fortschrittsoptimismus der damaligen Zeit: Die Hochhäuser umstellen eine labyrinthische Bungalowsiedlung für Besserverdienende, und zwischen den Hochhauskomplexen gibt es Sportanlagen, Abenteuerspielplätze, Wasseranlagen und Gartenschach für alle. All das ist marode, wie es sich für einen sozialen Brennpunkt gehört. Aber die Jugendlichen, die einem Böses wollen und sich anders verhalten als im Agnesviertel, muss man schon suchen.

Köln-Porz-Finkenberg; Linie 7 bis Haltestelle Steinstraße, von dort mit der Buslinie 154 bis Haltestelle Theodor-Heuss-Straße

Köln-Porz erreicht man mit der Linie 7 ab Neumarkt in etwa zwanzig Minuten oder mit der S-Bahn 12 ab Hauptbahnhof in einer knappen Viertelstunde.

In Porz-Langel gibt es das Bistro Hütter’s Piccolo mit österreichischer Küche (der günstige Ableger des Spitzenrestaurants »Zur Tant«): Rheinbergstraße 49, Ö: 12-14.15 & 18-21.15 Uhr, Ruhetag: Donnerstag, Infos unter: www.zurtant.de.
An der Porzer Uferpromenade gibt es außerdem das Café Rheinblick , Friedrich-Ebert-Ufer 49, mit einfacher Küche und schönem Blick auf den Strom.
In Westhoven liegt das Bürgerzentrum Engelshof , Oberstr. 96, in einer alten Hofanlage mit kleinem Kneipenres­taurant und schönem Biergarten für den ­Sommer, Ö: 18-1, So ab 10, Kü bis 22 Uhr.


Sonst noch sehenswert: Nicht schön, aber durchaus reizvoll in seinem stadtplanerischen Scheitern: »Porzity«, das Zentrum des Stadtbezirks mit Fußgängerzone, Geschäften und großen Kaufhäusern. In drei Minuten gelangt man aber auch zur wunderbaren Rheinpromenade samt Café Rheinblick (s.o.)!


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