Road to Nowhere

Stadt und Kirche streiten sich um eine Straßenführung

Eine Palette Gehwegplatten steht da wie ein Mahnmal: Hier könnte es weitergehen! Doch der Bürgersteig geht nicht weiter, son­dern endet abrupt an einer Grundstücksgrenze. Ab hier gehört das Gelände der evangelischen Kirche: 2000 Quadratmeter groß, gelegen am Rande des ehemaligen Eisenbahnausbesserungs­werks (EAW) an der Kempener Straße in Nippes. Auf dem Gelände steht der denkmalgeschütz­te alte Worringer Bahnhof; er beherbergt unter anderem den Verein »Zug um Zug«, eine Einrichtung der Beschäftigungsförderung, die auch in städtischem Auftrag handelt.

Doch die Stadt will mehrere Meter des Kirchengrundstücks für besagten Gehweg sowie eine Abbiegespur abknapsen. Die Straße führt zu den rund 900 Miet- und Eigentumswohnungen, die das Bauunternehmen Ewald Hohr derzeit auf dem EAW baut. Außerdem soll die Kempener Straße in diesem Bereich deutlich verbreitert werden – auch das ist nur durch einen Eingriff in das fremde Grundstück möglich. Die Stadt hat es bisher allerdings versäumt, sich mit der Grunstücksbesitzerin über die Pläne zu einigen. Stattdessen findet »ein Klein­krieg« statt, wie Walter Schulz, Geschäftsführer von »Zug um Zug«, das jahrelange Gerangel zwischen Stadt und Investor Hohr einerseits und evangelischer Kirche und den Vereinen im Worrin­ger Bahnhof andererseits nennt.

Einigung nicht in Sicht

Nun will man beim Stadtplanungsamt das Versäumnis nachholen. »Natürlich sind wir an einem Kompromiss interessiert«, versichert Amtsleiterin Anne Luise Müller. Warum aber war eine Verständigung bisher unmöglich? Man habe sich während des Bauverfahrens »nicht richtig verstanden«, sagt Müller. Sie werde der evangelischen Kirche Ende Januar mehrere Kompromissvorschläge unterbreiten. Bei den zuständigen Kirchenstellen ist man überrascht – keiner kennt den Vorgang. Schließlich stellt sich heraus, dass Superintendent Rolf Domning tatsächlich einen Termin mit der Leiterin des Stadtplanungsamts hat – allerdings nur, um sich in der Sache nochmals kundig zu machen. Von Kompromissverhandlungen weiß Domning nichts.

Da eine Einigung unmöglich schien, hat die evangelische Kirche bereits Mitte Dezember ein Normenkontrollverfahren eingeleitet. Es soll die Rechtmäßigkeit der Bebauungspläne klären. Solche Verfahren dauern oft lange, bis zu zehn Jahre sind nicht ungewöhnlich. So lange ist die Inanspruchnahme des Grundstücks un­tersagt. Das dürfte Investor Hohr nicht ins Konzept passen, schließlich haben sich seine Pläne ohnehin schon verzögert: Ursprüng­lich wollte er 2004 mit der Bebauung des Geländes fertig sein. Die nochmalige Verzögerung, die durch die Normenkontrollklage entsteht, könnte zur gesteigerten städtischen Kompro­miss­be­reit­schaft beigetragen haben.