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Nun haben wir es noch mal schwarz auf weiß: Allen Medien gemeinsam, so wies das britische Forschungsinstitut »Carma International« empirisch nach, ist die Neigung, zunehmend auf Emotionen zu setzen und dem Subjektiven mehr Raum zu lassen. Ob in Tonfall, Wortwahl oder Thematik – in den letzten zehn Jahren habe sich die Berichterstattung spürbar verändert. Auch der Unterschied zwischen Boulevard- und Qualitätspresse habe sich verringert: Während sich der Boulevard bei der Dramatisierung der Artikel etwas zurücknehme, legten die Qualitäts­blätter hier deutlich zu. Schwer en vogue ist zudem der Gebrauch von schlagkräftigen »Buzzwords«, die einzig darauf abzielten, Wut und Entsetzen in der Leserschaft zu säen. Man ist »böse«, aus einem »Sexualstraftäter« wird ein »Perversling«, kaum ein Artikel geht ohne persönliches Schicksal als Aufhänger in Druck, und bei Unglücken werden vor allem Betroffene befragt – Experten mangelt es eben an emotionaler Wucht. Zugleich sind Journalisten dazu übergegangen, ihre eigenen Gefühle stärker einzubringen. Vorgeführt ha­ben das die britischen Forscher anhand britischer Zeitungen, doch könnte der Befund wohl auch für andere Länder und elektronische Medien gelten. Das alles ist nicht wirklich neu, in der empirischen Evidenz aber dann doch eine Meldung. So neigt sich denn das Abenteuer Aufklärung, in dem der klare Gedanke im kühlen Kopfe reift, dem Ende zu. Nur wer fühlt, kann verstehen, und so befreien uns die Medien aus dem Stahlgehäuse des rationalen Diskurses hinein in die Unmittelbarkeit einer emotionalen Bilderwelt.

Unmittelbar auf andere Weise ist die Bürgerzeitung Köln (www.bz.koeln.de) – Web 2.0 op Kölsch: Ausschließlich Beiträge von Leserinnen und Lesern speisen die Online-Zeitung, die zur Netcologne-eigenen Seite www.koeln.de gehört. Anderswo wählen gestrenge Redaktionen aus den Leserbriefen aus, hier kann sich ein jeder als Stadtreporter registrieren und pub­lizieren. Einzuhalten sind allerdings die journalistischen Grundsätze des Pressekodex. Also auch hier eher Fakten, keine unbestätigten Gerüch­­te oder Beleidigungen, schade eigentlich. Nur Platz gibt’s unbegrenzt für Texte in Rubriken wie Stadt (»Gemischtes Stippeföttchen im Immigrantenstadl«), Sport, Kultur und Politik bis hin zum Veedel (»Erfolgreicher Winterputz in der Raderberger Brache«) – echter Gras­wurzel-Journalismus eben, und auch du bes Kölle.

Noch nicht so richtig Kölle ist der neue bundesweite Kanal Comedy Central. Ausgerechnet in der Comedy-Megacity Köln kann der Ableger des populären US-Programms der MTV-Gruppe nur per Satellit empfangen werden, Kabelkunden schauen in die Röhre. Das ist schon auch schade, hält der Sender doch so manches Highlight des internationalen TV-Humors bereit, wie etwa »Extras«, die neue Show des »Stromberg«-Originals Ricky Gervais, oder das Familiendrama »Arrested Development«. Eingekauft hat der Sender zudem die Rechte an der steilen britischen Real-Life-Polit-Soap »The Thick of It« der BBC. Und nicht zuletzt gibt’s in deutscher Erstaufführung die News-Comedy »The Daily Show« des pferdegesichtigen Jon Stewart, in den USA eines der prägnantesten Formate seiner Art. Bei den deutschen Eigenproduktionen, die rund 25 Prozent des Programms ausmachen, kommt Comedy Central aber nicht an Köln vorbei: Vom WDR abgeworben wurde das Nachwuchs-Trainingscamp »Nightwash«, und auch die Show des Impro-Sketch-Duos Mundstuhl wird am Rhein produziert. Eindrücke gibt’s schon Mal im Internet (www.comedycentral.de).