Chris Kraus: »I love Dick«

Dick unterrichtet an einer Universität in Kalifornien, aber er hat die Aura eines Cowboys. Chris Kraus, Autorin und Protagonistin von »I love Dick«, stellt ihn sich als romantischen Melancholiker vor. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit Dick und ihrem Partner, dem Literaturwissenschaftler und Verleger Sylvère Lotringer, beginnt ihre Schwärmerei für den schweigsamen Briten. Gemeinsam mit Sylvère beginnt sie Liebesbriefe zu schreiben, die von den widersprüchlichen Gefühlen des platonisch lebenden Paares erzählen und — soviel sei verraten — ihr Ziel nicht vollkommen verfehlen. 

 

20 Jahre nach seinem Erscheinen liegt »I love Dick« nun als deutsche Übersetzung vor. Der Briefroman ist ein verräterisches Buch. Er beschreibt in doppelbödiger Sprache nicht nur das zweifelnde, aber immer humorvolle Begehren von Chris Kraus, sondern auch die Marginalisierung ihrer weib-lichen Perspektive in einem Milieu zwischen Theorie, Literatur und Kunst. Bei seinem Erscheinen wurde der Roman als Bekenntnisliteratur ignoriert, heute gilt die Autofiktion von »I love Dick« als Klassiker des Third-Wave-Feminismus. 

 

Matthes & Seitz, 250 Seiten, 22 Euro