Menschlich eigentlich sehr locker: Sohnemann

Gegen Dur, für Moll

Sohnemann setzen mit ihrem Indie-Postrock auf große Gefühle

 

Es ist die geballte Wucht der Verzweiflung, die einem entgegenschlägt, wenn man sich den Eröffnungssong »Goldenes Schweigen«, des Kölner Duos Sohnemann, zu Gemüte führt. Eine kaputte Stadionhymne, die auch den Foo Fighters oder Kings of Leon gut zu Gesicht stünde. Schlagzeuger Niklas Genschel peitscht nach vorne, Gitarre und Bass ergänzen sich zu aufwühlenden Harmonien und Manuel Binder singt mit schluchzender Stimme vom Beziehungsende: »Und du denkst, ich denk an nichts, doch ich denk immer nur an dich.« Holla, die Waldfee!

 

Die beiden Musiker haben jedenfalls kein Problem damit, wenn man sie als Emo-Typen bezeichnet. »Den Eindruck kann ich gut nachvollziehen«, bestätigt Niklas »menschlich sind wir eigentlich sehr locker und ironisch, musikalisch mögen wir’s beide aber eher melancholisch. Wenn wir wählen müssten, würden wir uns gegen Dur und für Moll entscheiden.« Auch Manuel verbindet die schönsten Erinnerungen mit Bands wie Sigur Ros, Radiohead oder Bon Iver, welche für ihn »komplett Emo« sind. Die anderen drei Songs der Sohnemann-EP sind eher kontemplativ angelegt. Die enttäuschte Liebe bleibt zwar der rote Faden, musikalisch wird die Schwermut aber durch triphoppige Beats, elegische Klavier-akkorde und melodramatische Chöre befeuert. Dabei schöpft Manuel gesanglich aus den Vollen und schreit den Refrain von »Und ganz oben steht dein Name« zum Grande Finale noch einmal eine Oktave höher.

 

Eigentlich machen die aus Bergisch Gladbach und Leichlingen stammenden Endzwanziger schon seit 2006 gemeinsam Musik, zum Studium ging es allerdings in verschiedene Städte. In Köln fand man sich dann vor ein paar Jahren wieder zusammen. Sie merkten, dass es zu zweit auch ganz gut funktioniert, zumal Manuel sich und seinen Kompagnon als relativ kompliziert be-schreibt: »Wir brauchen sehr lange, bis wir beide mit etwas zufrieden sind.«, außerdem wohnt der Sänger derzeit in Berlin. In Sachen Sounddesign führt Manuel bei Sohnemann ohnehin allein Regie: »Produktion und Texte sind meins, beim Songwriting versuchen wir uns gleichberechtigt zu ergänzen. Hier ist es super, dass Niklas auch ein hervorragender Pianist ist und nicht nur am Schlagzeug festsitzt.«

 

Deutschlandtouren sind das langfristige Ziel, doch aktuell möchten sie sich erst mal in der Kölner Szene einen Namen machen: »In Köln passiert recht viel, von Woman über Annemaykantereit und OK KID bis Mülheim Asozial. Noch kennt uns fast keiner. Das ist in einem Jahr hoffentlich nicht mehr so.« 

 

 

Tonträger: »Goldenes Schweigen« ist auf den gängigen Streaming-Portalen und auf Soundcloud  zu hören