Realität ist Hölle

In »Der rote Raum« zerschellt ein Paar still und leise an seinen Konflikten

Die Party ist vorbei. Auf dem Boden liegt zwar noch das Konfetti, doch das Paar, das auf der weißenBühne der Studiobühne zu sehen ist, verbreitet alles andere als Partylaune. Er liegt eine unheilvolle Stimmung in der Luft, die durch die dröhnen-de Musik, die dem Zuschauer durch Mark und Bein geht, noch unterstrichen wird. Auf der Bühne liegen zwei zerknüllte Partyhütchen, die das Publikum gleich wiedererkennt, bekam doch jeder Zuschauer am Eingang ebenfalls ein Party-hütchen mit in den Saal.

 

Assoziationen an Edward Albees düsteres Beziehungsdrama »Wer hat Angst vor Virginia Woolf?« drängen sich auf. Wie bei Albee befinden sich auch im Kammerspiel von Silvia Werner und ihrem Theaterlabel 16/9 productions die Protagonisten in dem neuralgischen Moment nach dem Fest, sind im Augenblick der Stille mit sich und ihren Konflikten alleine. Erinnerungen werden heraufbeschworen oder verdrängt, je nach der eigenen Bedürfnislage. Dass dies bei den bei-den gänzlich unterschiedlich ausfällt, ist offensichtlich. Sie (Jana Jungbluth) umkreist mit nervösen Bewegungen ihn (Jan-Martin Müller), der gelangweilt, provokant auf einem Stuhl sitzt und ihre Angriffe abwehrt.

 

Es sind anfangs Rollenspiele, die hier als Konfliktmuster zum Tragen kommen, Sehnsuchtskonzepte, die beim harten Aufprall an der Realität scharfe Kanten hinterlassen, die Wunden reißen. Vieles davon wirkt auf den ersten Blick konventionell, es sind klassische Frau-Mann-Konflikte, die bis an die Grenze zum Klischee ausgetragen werden. Sie will über Wesentliches reden, er will seine Ruhe oder, wenn die nicht zu bekommen ist, Sex. Dass sie ihr Unglücklich-Sein einklagt, wird von ihm als Symptom der Überflussgesellschaft abgehandelt, die den Menschen in ständige Angst versetzt, etwas zu verpassen. Man hat sich gerade als Zuschauer eingerichtet im Betrachten banaler Paar-Scharmützel, da kommt es doch noch zur Sprache, jenes Trauma aus der Vergangenheit, das für sie in Etappen bis in ihre Kindheit zurückreicht. Es sind die stärksten Momente des Stückes, wenn die Erinnerungen an häusliche Gewalt, an Verlust und an männ-liche Ignoranz ans Licht kommen, und ihre Saat in diesem Moment wieder aufgeht.

 

»Was ist, wenn ich nur das bekomme, was ich bereits kenne«, lautet das bittere Resümee der Frau. Der Kampf gegen die traumatischen Ereignisse aus der Vergangenheit, wird mit einer einsamen Verzweiflung ausgetragen, die wenig Raum für Hoffnung übrig lässt. 

 

 

»Der rote Raum«, Studiobühne Köln, Wiederaufnahme Mai 2017