»Eine kurze Geschichte von sieben Morden« von Marlon James

Im Dezember 1976 wurde Bob Marley bei einem Attentat fast getötet. Zwei Tage später stand er vor 80.000 Zuschauern in Kingston auf der Bühne. Genau zu diesem Zeitpunkt beginnt Marlon James’ dritter Roman, der nach drei Jahren endlich auf Deutsch vorliegt. Jamaika war 1976 von Gewalt zerfressen. Im Kalten Krieg wurden die beiden großen Parteien von der CIA und Kuba querfinanziert, rivalisierende Gangs teilten die Ghettos untereinander auf und Junior Murvin singt von »Police and Thieves«. James’ Roman porträtiert verschiedene Charaktere vom CIA-Agenten über einen schwulen Gangster bis hin zum Musikjournalisten und schlägt den Bogen zwischen den Ghettos von Kingston im Jahr 1976 über den von Jamaikanern kontrollierten Drogenhandel im New York der 80er Jahre bis ins Jahr 1991. Erzählt wird das alles in der Ich-Perspektive samt Soziolekt zwischen Patois und dem abgestumpften inneren Monolog des CIA-Manns, wodurch die Vielstimmigkeit der Geschichte noch verstärkt wird. Dem fünfköpfigen Übersetzerteam ist es gelungen, diese Polyphonie ins Deutsche zu retten, die Beschreibungsdichte des englisch Originals ist dennoch nicht zu erreichen gewesen. 

 

Heyne Hardcore, 864 Seiten, 27,99 Euro