Ars Viva 2017

Rund 4.500 mehr oder weniger bedeutende Kulturpreise werden hierzulande vergeben. Zu den altehrwürdigen und auch international renommierten gehört der Ars-Viva-Preis zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses. Vergeben wird er seit 1953 vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI in verschiedenen Sparten an KünstlerInnen bis 35 Jahre. Die Preisträgerausstellung findet jedesmal woanders statt. 

 

Die sehenswerte Präsentation der drei aktuell Geförderten gastiert im Kölnischen Kunstverein. Eigentlich sind es drei Einzelausstellungen, die im architektonisch klug gegliederten großen Saal, im Kino und in der »Grotte« im Untergeschosses gezeigt werden. Der Zufall aber wollt es, dass sich Leon Kahane und Jumana Manna in ihren, auch durch ihre jeweiligen Familiengeschichten und Biografien grundierten Arbeiten in unterschiedlicher Weise auf die Region des historischen Palästina und das heutige Israel mit seinen Konflikten und Widersprüchen beziehen. Manna geht es in ihren Arbeiten um Prozesse politischer und kultureller Teilungen, Grenzziehungen, Zuweisungen. Ausgangspunkt eines längeren Films sind Radiosendungen eines deutschen Emigranten der 30er Jahre, der die Musik diverser Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt vorstellte. Eine zweite Arbeit handelt von der systematischen und symbolischen Aneignung der regionalen Flora unter dem Leitbegriff »Pflanzen der Bibel« im 19. Jahrhundert.

 

Fast wie ein — so nicht geplantes — Gegenstück hierzu wirkt Leon Kahanes Wandbild der alttestamentarischen Kundschafter (hier Kundschafterinnen), die eine riesige Weinrebe aus dem verheißenen Land mitbringen. Die botanische Symbolik setzt sich in einer zweiten Arbeit fort. Zwei Weinstöcke — rückgezüchtete, uralte Rebsorten aus der Gegend bei Jerusalem — halten nicht nur als Repräsentanten einer wechselvollen Geschichte her, sondern auch als Hinweise auf Identitätsdebatten und ökonomische Interessen.

 

Zwischen diesen beiden voraussetzungsreichen Positionen hat der Fotokünstler Jan Paul Evers seine schwarzweißen, eher raffiniert die Möglichkeiten des Grau auslotenden Unikatabzüge platziert: hochpräzise Bilder über die Wirklichkeit der Bilder als (Er-)Findung und Konstruktion.

 

Kölnischer Kunstverein, Hahnenstr. 6, Di–So 11–18 Uhr, bis 26.3., Katalog 24 Euro.

 

Zeitgleich sind im Kabinett im Obergeschoss Leidy Churchmans Malereien unter dem Titel »Free Delivery« zu sehen.