Auf der Suche nach dem Knacksen zwischen den Rillen: Otomo Yoshihide, Foto: Fu Xiuliang

Far East Network

China, Japan, Südkorea und Singapur - das Far East Network ist versammelt improvisierte Musik aus Asien

Die Zeit rast, und Otomo Yoshihides Musik ist ein Versuch, sie still zu stellen, ihr Hohldrehen zu unterbrechen. Otomo gelingt dies in zweierlei Hinsicht: als Stilist und als Improvisator. Als Stilist hat er — Elektroniker, Gitarrist und Frickler an kruden selbstgebauten Apparaten — Free Jazz, Artrock und Punk dermaßen verquirlt und verwirbelt, dass dabei die Genre-Grenzen und ihr Zeitgeist-Kontext regelrecht zerhackt wurden. Dafür galt er einst als japanischer John Zorn, aber anders als der hyperaktive New Yorker (mit dem Otomo in den 90ern häufig zusammenarbeitete) ging und geht es ihm um praktische Kritik am Zeitgeist und seinen willkürlich wechselnden Moden. Der marxistische Post-Avantgardist Heiner Goebbels ist ein Fixstern für Otomos Schaffen.

 

Ende der 90er Jahre gelangte Otomo zu einer introvertierten, kaum noch hörbaren, nur noch zu erahnenden Improvisationsmusik. Im Maximalbereich des Schweigens und im Minimalbereich des Vinylknackens und Verstärkerrauschens schuf er Spannungsbögen, denen man nur folgen kann, wenn man sich von konventionellen Zeit-Vorstellungen (erst das, dann das ...) freimacht. Zwischen den Sekunden die Unendlichkeit, Musik als erfüllter Stillstand.

Vor etwa zehn Jahren hat er, Kritiker des japanischen Nationalismus seit eh und je, das Far East Network ins Leben gerufen. Ein pazifischer Kontext: Aus China ist Gitarrist Yan Jun hinzugestoßen, aus Südkorea der Elektroniker Ryu Hankil und aus Singapur noch eine Elektroniker: Yuen Chee Wai. Das Quartett demonstriert nicht nur, dass radikale Improvisation, die die klassischen Schulen aus Europa und den USA hinter sich gelassen hat, eine globale Sprache ist, sondern dass sie in Räumen funktioniert, die man hierzulande immer noch gerne für exotische Events reserviert: Underground-Musik aus Japan steht im Ruf, besonders freakig, schrill und überdreht zu klingen — nichts davon beim Far East Network. Alles ist Konzentration, Präzision, Achtsamkeit. Und das sind in der Tat Geisteszustände, deren Universalität unbestritten sein sollte.

 

StadtRevue präsentiert

Far East Network mit den Kölner Gästen Matthias Mainz und Alex Gunia,
Mi 26.4., 20.30 Uhr, Ho’s Supermarkt, Eigelstein 35