Holladio

Mit dem schwelgerischen Elektro-Pop ihres Debütalbums »Constants« könnten Bergfilm international auf Echo stoßen

 

Während es vor zehn Jahren für Kölner Bands noch recht schwierig war, über die Stadtgrenzen hinaus wahrgenommen zu werden, haben sich die Dinge grundlegend geändert. Man muss nicht immer nur Annenmaykantereit nennen, auch aktuelle Acts wie Roosevelt, Golf oder Coma demonstrieren, dass auch von Köln aus die — vielleicht sogar internationale — Karriere starten kann. Die nächste Band, die sich anschickt größere Sprünge zu machen, ist Bergfilm. Mit Haldern Pop hat das Quartett jedenfalls ein international ausgezeichnet vernetztes Label mit großer Strahlkraft gefunden.

 

Beim ausverkauften Release-Konzert zum ersten Album »Constants« im YUCA hat man als Zuschauer tatsächlich das Gefühl, dass Bergfilm genauso gut aus Skandinavien oder Großbritannien stammen könnten. Das liegt zum einen an der Hipster-Optik samt Schnur- bzw. Vollbärten und Styler-Klamotten, andererseits natürlich auch am musikalischen Entwurf: Bergfilm nutzen vornehmlich elektronische Klangerzeuger, setzten diese aber auf traditionelle, sprich handgespielte, Weise ein. Gleich zwei Keyboarder, Christoph Franke und Marian Schütt, bedienen Vintage-Synthies aus den frühen 80ern, die Beats kommen von Live-Drummer Manuel Rädler. Über dieses elektronisch-akustische Fundament spielt Arthur Lingk dezente Gitarrenfiguren und singt mit affektierter Baritonstimme schwelgerische Popmelodien, die mitunter die Harmonien lediglich umkreiseln, manchmal aber auch als regelrechte Ohrwürmer auf den Punkt kommen, wie etwa die extrem eingängige Single-Auskopplung »California«. 

 

In Kombination mit den englischen Texten entsteht ein eher eskapistischer Eindruck — Pop als Parallelwelt. Auch wenn Sänger Arthur den Spieß lieber umdrehen möchte: »Wir vier als Band verweigern uns nicht der Wirklichkeit, sondern reagieren ganz bewusst auf die Realität, um Musik für Eskapisten zu schaffen.« Auch die Verortung in Köln ist der Band wider Erwarten wichtig, wie
Keyboarder Marian erläutert: »Dadurch, dass die Musikszene in Köln vergleichsweise kleiner ist als in Hamburg oder Berlin, kennt man sich untereinander, hängt zusammen ab oder macht auch gemeinsam Musik. In Kombination mit der großen elektronischen Club- und Konzertszene bekommt man durch die Stadt ganz schön viele Einflüsse, die sich alle in der Musik wiederfinden.«

 

Köln als internationaler Schmelztiegel der unterschiedlichen popkulturellen Strömungen? Auch ein schöner Gedanke — und der musikalische Gegenentwurf zu Karneval und Lokalpatriotismus. Die Frage, ob sie von einer internationalen Karriere träume, beantwortet die Band jedenfalls mit einem klaren und selbstbewussten »Ja«.

 

Album: »Constants« ist bereits auf
Haldern Pop erschienen