Trisha Donnelly

Donnelly fordert die eingefahrenen Mechanismen des Kunstbetriebs heraus. Weil ihre Arbeiten mit einer Rätselhaftigkeit sondergleichen daherkommen, die selbst eingefleischten Interpretationsakrobaten ihre Grenzen aufzuzeigen vermag. Aber auch weil die Kunstwelt als solche nur ungenügend den Herausforderungen der 1974 in Kalifornien geborenen Künstlerin gewachsen zu sein scheint.

 

Entsprechend nutzt Donnelly die institutionelle Präsentation ihrer Werke gerne, um die Spielregeln eben dieser Institutionen genüsslich zu unterlaufen. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb bemühen sich viele um die Künstlerin. Nachdem ihr 2005 der Central-Kunstpreis zugesprochen wurde, verbunden mit einer Residency und einer Schau im Kölnischen Kunstverein, erhält sie nun den renommierten Wolfgang-Hahn-Preis 2017.

 

Trisha Donnellys Werke kommen durchaus konkret in der Gestalt von Zeichnungen, Fotografien, Film, Sound, Text oder skulpturalen Gebilden daher. Im Hinblick auf ihren spekulativ poetischen Charakter jedoch kündigt die Künstlerin die Vermittelbarkeit auf, was zur Anhäufung nichtssagender Pressemitteilungen und sinnfreier Interpretationsversuche führt. Reklamiert wird stattdessen eine auratische Erlebnisqualität, für die Worte und Abbilder unzureichend sind. Den Arbeiten haftet die Qualität von Allegorien an. Sie bieten ein Versprechen auf Bedeutung und ziehen es im gleichen Atemzug zurück.

 

Vielleicht stehen ja gar nicht die Artefakte im Fokus ihres Ansinnens — »Ich bin nur ein Bote«, verkündete sie einst —, sondern das sinnsuchende Etwas namens Ausstellungsbesucher, welcher alle Sensorien konzentriert anstrengt, um einer Erscheinung auf die Spur zu kommen. So ist bis heute keine Klarheit darüber zu erlangen, ob tatsächlich, wie hartnäckige Gerüchte besagen, ein schwarzes Pferd nach ihrer Ausstellungeröffnung im Kölnischen Kunstverein durch die Räume geführt wurde. Donnellys Interesse an der Transformation von Formen, am Wandel von Atmosphären, an Mustern, die eine mentale Skulptur begründen, bietet das Museum Ludwig jetzt eine Bühne. Sicherlich aber hatte der kleine Prinz recht: »Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.«



 

Der Wolfgang-Hahn-Preis wird seit 1994 einmal jährlich von der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig vergeben. Er ist verbunden mit einer Ausstellung und einem Ankauf für die Sammlung.

 

Trisha Donnelly: Museum Ludwig, Untergeschoss, Preisverleihung &
Ausstellungseröffnung Mo 24.4. um 18.30 Uhr, Laufzeit 25.4.–30.7.