Selbsterklärende Interventionen

Mit Karin Sander gerät die Wiedereröffnung der Villa Zanders zum Coup

Die frisch restaurierten Räume werden in einer Ausstellung zum 25-jährigen Jubiläum der Villa Zanders selbst zum Ereignis: Karin Sanders präzise Setzungen schärfen den Blick, auch den aufs Vorhandene. Die Wahl der Künstlerin Karin Sander, die übrigens in Bensberg geboren wurde, hat sich als echter Glücksfall erwiesen.

 

So gibt es unter dem Namen »Parkett, neu verlegt, 2017« den Ausstellungsraum zu sehen, in dem ein neues Eichenparkett verlegt wurde — hinzugekommen ist von Sander lediglich der Titel. Im Vorraum liegt allerdings ein »Ausstellungsraum 1.7., 1:2, 2017« betitelter Teppich, der den Grundriss des Raums um die Hälfte verkleinert zeigt und eine schöne Mischung aus sachlichen Informationen und niedrigfloriger Wohnlichkeit bietet. Im Nebenraum steht das Arbeitsgerät des Haustechnikers, getitelt »Werkstattwagen Jochen Killmer, 2017«, ein Ready-Made, das zugleich demjenigen, der das Parkett verlegt hat, Reverenz erweist.

 

Zwei Schwarzweißfotos von »Museumsecken« weisen auf kleine Fehlstellen der temporären Zwischenwand hin, die »Parkett, neu verlegt« von den klassischen Galerieräumen trennt. Dort sind 560 Blätter mit zarten Linien zu sehen, die Sander auf Papier gebracht hat. Die Farben und die Dynamik der vermeintlichen Striche differieren, denn entstanden sind sie mit ausgerissenen Haaren von mehr als sechzig Menschen, die Sander auf Papier fallen gelassen und fixiert hat. Manche dieser »Haarzeichnungen« sind so lang und verzwirbelt, dass sie nicht auf das Trägerpapier passen. Als Trost für Kurzhaarige gibt es aber auch unspektakuläre zwei Zentimeter-»Striche«.

 

Auch die Besucheren selbst werden zu Protagonisten, denn verschiedene eigens für die Ausstellung angefertigte Vitrinen im Erdgeschoss zeigen keine Artefakte, sondern dürfen als Garderobenschränke benutzt werden. Da sehen der eigene Mantel und der Fahrradhelm dann auf einmal sehr skulptural aus. Und weil das Museum mit einer gut sortierten Artothek und einem ambitionierten pädagogischen Programm aufwartet, ist das partizipatorische Prinzip hier ohnehin eine vertraute Maxime.

 

In Sichtweite des repräsentativen Portraits der Erbauerin der Villa, Maria Zanders, hängt ein kleines Foto mit dem Titel »Wasser zählen«, das Karin Sanders Mutter im Jahr 1962 von ihrer Tochter gemacht hat. Die Sorgfalt, mit der das Kind Wasser von einem Gefäß ins andere bewegt, ist in der Ausstellungskonzeption spürbar.

 

Karin Sander — Identities on Display, Kunstmuseum Villa Zanders,
Konrad-Adenauer-Platz 8,
51465 Bergisch Gladbach,
Di, Mi, Fr, Sa 14–18, Do 14–20,
So 11–18 Uhr, bis 18.6. 

 

Demnächst: Michael Toenges,
Arbeiten auf Papier, 2.4.–18.6.