Altersmilder Abschied

Komödie: »Robert Altman’s Last Radioshow«

Nun ist Robert Altmans siebenunddreißigster Film doch sein letzter geworden, nachdem er letztes Jahr bei der Dankesrede für den Ehren-Oscar noch die Kraft seines neuen Herzens beschwor. Vielleicht sah er sein Ende dennoch bereits nahen und lässt deshalb in seinem Abschiedswerk den leibhaftigen Tod an die Tür einer dem Untergang geweihten Kunstform klopfen.

»A Prairie Home Companion« – so der Originaltitel – handelt von der letzten Aufführung einer vor Publikum eingespielten Radioshow. Während auf und hinter der Bühne das für Altman typische Gewusel herrscht, schleicht eine ganz in Weiß gekleidete Femme fatale durchs Haus, um einen der Veteranen für ein Engagement im Himmel zu gewinnen.

Mit dieser kleinen Rahmenhandlung sind die Freiheiten, die sich Altman bei seiner Huldigung an die gute alte Zeit erlaubt, aber auch schon beinahe erschöpft. Schließlich gibt es die porträtierte Radiosendung wirklich, und die in ihr kultivierte Mischung aus Nonsense und Musikeinlagen gehört zum amüsantesten, was es im Countrygenre zu bestaunen gibt. »Betet für Regen, aber haltet die Scherze trocken«, ist das Motto ihres Erfinders Garrison Keillor, der nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch selbst durch seine fiktive Abschiedssendung führt.

Wenn Altmann ruft, kommen sie alle

Im mittleren Westen ist Keillor längst eine lebende Legende, ein volkstümlicher Intellektueller, der so ehrwürdige Radioberufe wie den Geräuschemacher vor dem Aussterben bewahrt. Begleitet wird er hier von einigen Mitgliedern seines ständigen Ensembles und natürlich von einer aus Hollywood angereisten Gästeschar: Wenn Altman ruft, kommen sie alle, ob sie nun Meryl Streep, Tommy Lee Jones oder Lindsay Lohan heißen.

In manchen Augenblicken könnte man »A Prairie Home Companion« für eine Fortsetzung von »Nashville« halten, weil auch hier die Country-Musik die Hauptrolle spielt und sich Altman bei aller Liebe die eine oder andere Spitze gegen deren durch und durch amerikanische Kultur nicht verkneifen kann.

Leben, Arbeiten und Herumblödeln

Insgesamt ist dies jedoch ein erstaunlich altersmildes Werk, in dem sich die beiden älteren Herren Altman und Keillor gemeinsam der Zeit erfreuen, die ihnen noch zum Leben, Arbeiten und Herumblödeln bleibt.

Vor allem zum Finale hin wird ziemlich deftig aufgetischt, und wenn sich die singenden Cowboys Woody Harrelson und John C. Reilly den Spaß eines endlosen Kalauerfeuerwerks erlauben, meint man im Publikum auch einen schenkelklopfenden Robert Altman zu sehen.

Robert Altman’s Last Radioshow
(A Prairie Home Companion) USA 06,
R: Robert Altman, D: Garrison Keilor,
Kevin Kline, Meryl Streep, 105 Min. Start: 12.4.