Jugend ermöglichen: Jugendliche rücken wieder stärker in den Fokus der Politik

Das Verschwinden der Jugend

Mit einer neuen Broschüre will die Politik Jugendliche zu mehr Engagement bewegen

Vom »Verschwinden der Jugend« ist die Rede, vom »Druck zur biographischen Selbstoptimierung« — und immer wieder davon, dass derzeit niemand mehr weiß, was Jugend angesichts von Ganztagsschule, G8-Abitur und Praktika eigentlich noch bedeutet. Unter dem Leitmotiv »Jugend ermöglichen« hat eine Sachverständigenkommission im Auftrag der Bundesregierung den 15. Kinder- und Jugendbericht erarbeitet. Darin weisen die Wissenschaftler auch darauf hin: Weil Bund und Kommunen viel Geld in Kinderbetreuung investieren, kommen Angebote für Jugendliche häufig zu kurz.

 

»Jugend wird meist als individuelle Aufgabe betrachtet: Jeder Jugendliche muss sein Aufwachsen eigenständig bewältigen«, sagt Thomas Rauschenbach, Vorsitzender der Kommission und Leiter des Deutschen Jugendinstituts. Rauschenbach fordert stattdessen, dass die Politik wieder verstärkt in die gesellschaftliche Verantwortung genommen wird — aber auch, dass junge Erwachsene selbst das Wort ergreifen. Um sie anzusprechen, erscheint in diesem Jahr erstmals eine Jugendbroschüre, in der zentrale Themen des Berichts verständlich aufgearbeitet werden: Was verbindet, was trennt Jugendliche? Wie beteiligen sie sich? Welche Freiräume nutzen sie?

 

Almut Gross, Geschäftsführerin des freien Trägers »Jugendzentren Köln«, sieht die Situation der Jugendarbeit in Köln optimistisch. »Die offene Kinder- und Jugendarbeit war in Köln lange Zeit von immensen Kürzungen bedroht«, sagt sie. »Gerade in den letzten zwei Jahren hat es aber einen Paradigmenwechsel gegeben.« Erst im Januar 2015 wurden im Rat der Stadt neue Richtlinien zur Förderung der offenen Kinder- und Jugendarbeit beschlossen. Rund 1,5 Millionen Euro werden seitdem jährlich aus dem städtischen Haushalt zur Verfügung gestellt. Gerade in Neubaugebieten sollen künftig Bauflächen für Kinder- und Jugendeinrichtungen von vornherein mitbedacht werden. »Es gibt in Köln mittlerweile ein Bewusstsein dafür, dass Jugendarbeit wichtig ist«, so Almut Gross.

 

Der 15. Kinder- und Jugendbericht und die Broschüre »Jugend ermöglichen!« sind auf der Webseite des Bundes­ministeriums abrufbar: bmfsfj.de