Foto: Dörthe Boxberg

Stapelbar

Bar. Die Betreiber haben eine Chance entdeckt: Zwar ist die Umgestaltung des Helios-Quartiers längst beschlossen, aber bis die Bagger kommen, ­dauert es wohl noch gut zwei Jahre. Genug Zeit, die schöne große Indus­triehalle gastronomisch zu bespielen.

 

Dass das hier ein temporäres ­Gastspiel ist, kommentiert ironisch die Einrichtung: Alles besteht aus Paletten — Bar, Regale, Sitze, Tische. An der Wand dazu Bilder von Kurt Cobain, Jimi Hendrix und einem unprominenten Elch. Das Publikum ist jung, gut gelaunt und kommt in Gruppen. »Tequila Gold? Der zum ­Saufen oder der, der schmeckt?«, fragt der Barmann bei der Bestellung. Zu allen Alkoholika gibt es Anekdötchen und Hintergründe, der Mann kennt sich aus. Angenehm, dass kumpelhafte Art und Expertise sich hier nicht ausschließen. Die Eigenkreation — andernorts hieße das signature drink — aus Whiskey, Wermut und Aperol, im Fass gereift, kostet schlappe 5,50 € und ist gut abgestimmt. Ebenso die Caipirinhas, Coladas, Mules, Mojitos (Cocktails um 7 €); bloß das Gaffel wird schon mal nachlässig gezapft.

 

An warmen Tagen und in lauen Nächten nimmt man seinen Drink mit in den Hof: noch mehr Paletten als Sitzgelegenheit, dazu Schirme und Pflanzen, dazu Graffitis und der Blick auf den Helios-Leuchtturm. Eine gute Alternative zu den durchgestylten Cocktailbars der Stadt. Das Konzept wäre noch konsequenter, wenn nicht Techhouse aus dem Reagenzglas dazu liefe. Wer mag, kann sonntags hier »Tatort« gucken.

 

50825 Köln, Ehrenfeld,
Heliosstr. 35–39, stapel.bar,
Ö: 18–2, Fr/Sa bis 5, So bis 1