Sprachkapriolen: Albrecht Schrader

Alternative Lounge

Albrecht Schrader veröffentlicht sein Solo-Debüt

Ungewöhnlich: Albrecht Schrader bewegt sich mit seinem nonchalanten, Tasten-basierten Sophisti-Pop zwar eindeutig in der Tradition der Hamburger Schule, hat sich aber für Köln als Basislager entschieden. Der Tausendsassa spielt Keyboard bei Herrenmagazin, schreibt Theatermusik und leitet die Showband von Jan Böhmermanns »Neo Magazin Royale«. Nun hat er auch noch die Zeit für sein erstes Soloalbum »Nichtsdestotrotzdem« gefunden, das auf dem derzeit angesagtesten deutschen Indielabel Staatsakt erscheint. Zeit für ein paar Fragen.

 

Du kommst aus der deutschen Diskurspophochburg Hamburg, lebst aber in Köln. Wie siehst du das Musikmachen im Vergleich?

 

Die Haltung scheint in Hamburg insgesamt eher politisch und in Köln eher hedonistisch, Kunst-affin zu sein. Was mir jeweils gefällt: Köln hat einen eigenen Soul; Hamburg hat diese Tendenz zum absurden, eleganten und subtilen Humor. Beides sehr schön.

 

Es gibt Ausnahmen, aber deine Texte sind selten so richtig direkt. Ich würde sie als Kunstsprache bezeichnen.

 

Wenn ich einen direkten Text schreibe, etwa »Zufrieden Ahnungslos« oder »Ganz Normal«, muss ich beim Schreiben das Gefühl haben, den allerletzten Song aller Zeiten über dieses Thema zu schreiben. Bei abstrakten Texten habe ich viel mehr Freiheit, mich und andere zu überraschen. Das befriedigt mein Bedürfnis nach merkwürdigen Sprach-, Begriffs- und Bezugskapriolen.

 

Ist die musikalische Ästhetik der Ausgangspunkt oder hast du tatsächlich inhaltliche Themen als Grundlage?

 


Es gibt diese Zufallsprodukte, wo ich mir die Zähne putze oder die Haustür aufschließe, im besten Fall aber am Piano sitze, mir Akkorde in die Hände fallen und ich auf einmal eine Songidee habe. Ein jedes Mal rätselhaftes, aber zutiefst wohltuendes Gefühl. Manche Songs haben musikkonzeptionelle, theoretische Grundlagen. Also: »Ich mache heute mal eine Akkordfolge, die sich nie in die Tonika auflöst.« Wenn dabei was Gutes herauskommt, verselbstständigt sich das schnell und der nerdige Keim verdorrt Gottseidank.

 

Woher kommt dein Faible für diese Art anspruchsvollen Lounge Pop?

 

Den Begriff »Lounge« muss ich natürlich in aller Entschiedenheit zurückweisen. In meiner Jugend habe ich offiziell Alternative Rock gehört. Mein Vater hat mir dann mal zum Geburtstag Burt Bacharachs »Best Of« geschenkt,  ich war fasziniert von der Eleganz, die Musik ausstrahlen kann, die komplex strukturiert, aber trotzdem unglaublich eingängig und ansprechend ist. Es soll aber immer Popmusik bleiben, zu der man tanzen, knutschen, weinen, im Park rumlaufen möchte. Popmusik ist weder Sport noch Chemiebaukasten.

 

Tonträger: »Nichtsdestotrotzdem« erscheint am 5.5. auf
Staatsakt/Caroline International.
Konzert: Fr 26.5, Subway, 21 Uhr