Kölsches Happy End

...and the Ehrenbürgerschaft goes to: Gerhard Richter

Nun ist es endlich so weit: Am 16. April wird der weltweit in Museen und Auktionshäusern gefeierte Gerhard Richter als erster bildender Künstler Ehrenbürger der Stadt Köln (einzige Frau in dieser Riege ist übrigens Irene Ludwig). Glück gehabt, denn ob Richter, der 1932 in Dresden geboren wurde und seit 1983 in Köln lebt, diese auch annehmen würde, war anfangs nicht sicher. Ganz kölsch wurde, bevor man den zu Ehrenden selbst davon in Kenntnis gesetzt hatte und noch vor dem Stadtratsbeschluss am 3. November 2005, diese Idee schon mal als gleichsam genialer Kulturcoup in den hiesigen Tagesblättchen verbreitet. Und was da alles in den letzten Jahren großgestisch angekündigt wurde im Kulturbereich, um es dann begleitet von weiträumigen Kollateralpeinlichkeiten spitzenpolitisch zu versenken, das wissen wir nur zu gut.

Ein gewisses Restrisiko bleibt

Et hätt ja nochmal jot jejange – und wenn man schon meint, solche Titel vergeben zu müssen, ist ein Kunstschaffender von Richters Format eine gute Wahl. Es hätte unter gar nicht so fernliegenden Umständen auch ganz anders kommen können: Schließlich genügt ein Blick auf den neuerdings mit einem H.A. Schult-Müllmann bestückten Balkon des Oberbürgermeisters … – nein, bloß kein Unheil heraufbeschwören und dreimal auf Holz geklopft! Oder wenn jemand im Fußball-WM-Rausch den Poldi noch vor seinem Wechsel nach München... Zum Glück aber gehört es zu den Voraussetzungen für die Vergabe einer Ehrenbürgerschaft, dass die betreffende Person ein bestimmtes Alter erreicht haben muss, damit die Gefahr einer Wiederaberkennungszwangslage als möglichst gering eingestuft werden kann – wobei natürlich ein gewisses Restrisiko bezüglich späterer Entdeckungen oder auch späterer Bekenntnisse immer bleibt.

Kölner Galionsfigur?

Spannend zu erfahren wird sein, welche Ansprüche Richter gegenüber der ihn auszeichnenden Stadt angemeldet hat. Schließlich steht sein guter Ruf auf dem Spiel, wenn er sich bereit erklärt, als eine der Kölner Galionsfiguren herzuhalten. Hat er vielleicht zur Bedingung gemacht, unter gar keinen Umständen als in Stein gehauene Folklorefigur am Rathausturm verewigt zu werden? Oder hat er womöglich die zukünftige Schonung des Kölner Stadtraums verlangt, damit das von ihm gestaltete Domfenster (das voraussichtlich im September eingesetzt wird) niemals auf Müllkameraden, Weihnachtsmarktbuden und ähnliche Zumutungen wird blicken müssen? Ach, es gäbe noch mindestens hundert andere schöne Sachen, die sich der neue Ehrenbürger und große Künstler Gerhard Richter für uns alle wünschen könnte – bei Redaktionsschluss gab es aber noch kein Statement von ihm.

Offizielle Verleihung der Ehrenbürgerschaft am 16.4. im Rathaus der Stadt Köln (nur geladene Gäste).