»St. Open« im Park
Auf einmal steht ein Wartehäuschen auf der Überführung zwischen Mediapark und Stadtgarten. Noch dazu ein schwarz-rot-goldenes. Auf wen oder was man dort warten soll, bleibt offen. Es ein architektonisches Relikt der 70er Jahre, das wohl jeder schon einmal genutzt hat, als Unterschlupf, Aufenthaltsraum, Treffpunkt oder Transitort. Doch im Zuge der Modernisierung der Innenstädte verschwinden solche Häuschen aus dem Stadtbild.
Vier davon hat die Kölner Künstlerin Selma Gültoprak temporär vor dem Aussterben bewahrt und platziert sie als Ausgangspunkt für vier Gemeinschaftsarbeiten mit anderen Künstlern in öffentlichen Parks. Der Aufwand, den nicht nur das Auftreiben der Wartehäuschen, sondern vor allem die Genehmigung und Finanzierung der Aufstellung erfordert hat, lässt sich nur erahnen. Mitunter gehört die Installation der bis zu 700 Kilo schweren Konstruktionen mit Lastwagen und Kran zur Aktion, wie im Klingelpütz-Park, andernorts steht das Häuschen da, als wäre es nie woanders gewesen, wie am Mediapark. Dort wurde es inzwischen längst von Jugendlichen, die im Sonnenuntergang vor der durchscheinenden Deutschlandflagge abhängen, adoptiert.
Der »Kleinen Alhambra«, einem vergessenen Stück Nachkriegsarchitektur an der Inneren Kanalstraße, steht die Wiederbelebung erst noch bevor. Alle vier Stätten kann man als Parcours ablaufen, sie verbindet eine wechselhafte und Stadtgeschichte, die den alltäglichen Parknutzern wohl größtenteils unbekannt sein dürfte. Etwa die glücklicherweise nicht bis zum bitteren Ende umgesetzten Pläne der perfekten Autostadt. Oder die Umwandlung eines Ortes wie des Klingelpütz-Parks vom Kloster zum Gefängnis zur Hinrichtungsstätte im Dritten Reich und schließlich zum Sportplatz und Park, um den herum nun ein Bildungszentrum entsteht.
Diese Spuren bringt das Projekt »St. Open« mit Leichtigkeit und Spontanität subtil ans Licht. Offiziell müssen die Häuschen Ende Juli wieder entfernt werden, es sei denn, die Stadt erteilt ihnen eine dauerhafte Daseinsberechtigung als Bereicherung des öffentlichen Raums. Dafür haben sie durchaus Potenzial.