Charmanter Modernismus

In der SK Stiftung ist der eigenwillige Fotograf E.O. Hoppé zu entdecken

Das Werk des 1878 in München geborenen Bankierssohns Emil Otto Hoppé birgt einige Überraschungen. Denn in der von Urs ­Stahel kuratierten Ausstellung »Unveiling a secret« geht es — einem Sammlungsschwerpunkt der Photographischen Sammlung entsprechend — vor allem um ­Hoppés Industriefotografie.

 

E.O., wie er meist abgekürzt wur­de, eröffnete in London 1907 sein erstes Fotostudio und etablierte sich als angesagter Porträtist der Haute volée, aber auch von Schauspielerinnen oder Tänzern wie Nijinski. In den 20er und 30er Jahren machte der perfektionistische Auto­didakt, der seine Abzüge selbst herstellte, ausgedehnte Reisen in mehrere europäische Länder, nach Ame­rika, Australien und Indien. Aufnah­men davon sind in der Ausstellung nicht geografisch, sondern nach bestimmten Motiven, Sichtweisen und formalen Korrespondenzen geordnet. So lässt sich die grafische Wirkung der mehrfach übereinander montierten Stahl­träger des Kölner Hauptbahnhofs, hinter denen sehr dezent der Dom zu entdecken ist, mit denen der Delaware Bridge, Pennsylvania oder dem Kalibergwerk bei Hildesheim vergleichen. Eine Brennofentrommel weist die gleiche runde Form wie Zahnräder auf, es gibt strenge, zeichenhafte Aufnahmen verschiedener Brücken­details, den opulent illuminierten Piccadilly Circus, aber auch ein Fördergerät vom Tagebau bei Bitterfeld, das wie eine monströse Waffe ins Bild hineinragt.

 

Die oft gewagten Perspektiven — besonders beeindruckend sind Untersichten der Sydney Harbour Bridge, die Hoppé im Jahr 1930 bei ihrem Bau dokumentierte — werden durch Abzüge konterkariert, die er­kennen lassen, warum Hoppé lange Zeit unterschätzt wurde: Zu pikto­rialistisch muteten die weich und satt wirkenden Prints an, die mit ihrer malerischen Anmutung den Modernismus der Darstellung zu torpedieren schienen. Aus heutiger Sicht macht aber das den Charme aus, was sich gut überprüfen lasst, da in der Kölner Ausstellung viele Vintageprints zu sehen sind, ergänzt durch einige für die Ausstellung angefertigte Neuabzüge.

 

Als Dreingabe gibt es eine gelungene Zusammenstellung von Industriefotografien aus der hauseigenen Sammlung zu sehen, von Albert Renger-Patzsch über August Sander bis hin zu der Serie »Industriezeit« von Joachim Bohm — atmosphärische Farbfotografien von Details wie rissige Hauswände, Fenster, Schotterwege oder zerkratzte Kacheln, die unaufgeregt vom Verfall erzählen.