Spannen nicht erlaubt: Freibad am Lentpark, Foto: Ben Horn

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Handy-Voyeure, die Freibadfotos von Kindern machen - diese Angst geht gerade um. Die Privatsphäre von Kindern verletzt jedoch meistens jemand anders

2003 geisterte die Angst der Eltern vor Handy-Fotos durch die Medien. Von »Handy-Spannern im Freibad« und »Voyeuren« war da die Rede. Die Deutsche Presse-Agentur rief den »Spanner-Alarm« aus, und in Internetforen überschlugen sich hysterische Anfragen: »Hilfe! Fremder fotografiert mein Kind?!«. Konkrete Nachfragen bei Schwimmbädern und Polizeistellen quer durch die Republik sorgten dagegen vor allem für ratloses Schulterzucken: Bisher, so hieß es vielerorts, wisse man nichts von solchen Verstößen.

 

Und heute? Mehr als zehn Jahre später bringt das Waldschwimmbad im hessischen Offenbach das Thema erneut auf die Agenda. Pünktlich zur Freibadsaison kündigte man dort an, das Fotografie-Verbot mit Kamera-Stickern durchsetzen zu wollen. Jeder Gast müsse die Linse seines Mobiltelefons am Eingang mit einem speziellen Aufkleber verdecken. Im Schwimmbad in Mülheim an der Ruhr hat man da schon längst zu drastischeren Maßnahmen gegriffen: 2013 wurde das Panoramafenster zum Nichtschwimmerbecken mit einer blickdichten Folie beklebt.

 

»Für einen Bademeister ist nicht erkennbar, wer zu wem gehört«, sagt Franziska Graalmann von den Kölner Bäderbetrieben. Aus diesem Grund habe man auch in den städtischen Bädern eine klare Haltung: »Das Schwimmbad muss ein kamerafreier Ort sein.« Am Eingang und innerhalb des Bades weisen Piktogramme auf das Verbot hin. Über konkrete Vorfälle, bei denen sich Badegäste von fremden Kameras belästigt fühlten, sei das Unternehmen in der Vergangenheit aber nicht informiert worden.

 

Ein Blick ins Netz genügt jedoch, um zu verstehen: »Handy-Spanner« können wirklich überall lauern — und sie missachten die Rechte von Kindern, indem sie ungefragt deren Bilder ins Netz stellen. Auf Facebook und Instagram kann man sich durch schier endlose Bilderreihen klicken, auf denen Kinder vom Beckenrand hüpfen oder mit Schwimmflügeln im Wasser planschen. Kommentiert werden diese Bilder mit: »Stolze Mama!!! #Seepferdchenkurs«.