Wohlklang mit Störungen

Ponderosa spielen entrückt experimentellen Folkpop

Auf einem privat organisierten Festival in einer alten Scheune im Bergischen Land habe ich sie vor etwa zwei Jahren zum ersten Mal gesehen: Ihre beiden Begleiter hatten spontan abgesagt — und so musste Jasmin Banu ihre Songs ganz allein mit der Akustikgitarre präsentieren. Die offen zur Schau gestellte Nervosität (es sei der erste Auftritt als Solo-Künstlerin) hielt ich für Koketterie, an der Darbietung gab es rein gar nichts auszusetzen. Gesanglich beeindruckend und auch an der Gitarre sicher und auf eigenwillige Weise minimalistisch, vermochte die Anfang Dreißigjährige auf Anhieb, das Publikum. Boris Rogowski, mit dem ich selbst in einer Band spiele, bot seine Unterstützung als Gitarrist und Produzent an, so kam ich in den Genuss, die musikalische Entwicklung Banus recht genau verfolgen zu können. Zunächst ging es mit Kontrabass und Banjo in eine klassisch folkige Richtung, doch dann folgte der Switch ins Experimentellere und Ungreifbarere. 

 

Aus dem Solo-Projekt ist nun eine Band geworden, die auf den Namen Ponderosa hört. Banu beglei-tet sich selbst vornehmlich mit einem alten Hohner Pianet, Rogowski bedient den OP-1, einen hippen schwedischen Syntheziser im Hosen-taschenformat, neu hinzugekommen ist Marian Menge, der die Angelegenheit mit Effektgitarre und Lapsteel in entrückte Sphären beamt. Ein trippiger Sound, der einerseits auf nahbaren, intimen Songgerüsten fußt, dessen Erdung aber auch immer wieder gekappt wird, wodurch er als reiner Klangkörper entschwebt. 

 

»Einige Leute können mit dieser Entwicklung bestimmt nicht so viel anfangen«, mutmaßt Banu, »sie hätten es lieber schöner, folkiger und anschmiegsamer. Aber mir geht es um Ausdruck.« Gut so, denn hüb-sche Mädels mit zarten Stimmen und lieblichen Liedern gibt es zu-hauf. Mit ihrem abstrakteren, brüchigen Sound erspielen sich Ponderosa Eigenständigkeit und das Potenzial für einen unverkennbaren Popentwurf.

 

Banu wohnt übrigens noch gar nicht so lange in Köln. Aufgewachsen am Niederrhein ging es zunächst für einige Jahre nach Berlin und Paris: »In Berlin habe ich gar nicht in eine Musikszene hineingefunden. Ich finde die Szene in Köln total dicht, es wirkt sehr warm. Ich habe keine negativen Erfahrungen gemacht, zudem bewegt sich viel.« Bleibt zu wünschen, dass Ponderosa den ersten Schwung nutzen, und möglichst bald mit einem kompletten Album nachlegen.

 

 

Tonträger: Ihre 4-Track-EP ist erhältlich via ponderosaponderosa.bandcamp.com