Halls of Hope: Rund um die ehemaligen KHD-Hallen im Kalker Süden soll ein neues Quartier entstehen, Foto: Dörthe Boxberg

Kalk macht Schule

Eine Jury prämiert einen Entwurf für die Nutzung der »Hallen Kalk«. Doch die Verwaltung sperrt sich

 

Kalk kommt! Seit Jahren gilt der ehemalige Industriestandort als Stadtteil mit großem Potenzial. Genutzt werden soll das bald an den »Hallen Kalk«. Das Areal um die ehemaligen Werkshallen von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) liegt zwischen Kalker Hauptstraße und Dillenburger Straße, westlich grenzt der triste Ottmar-Pohl-Platz. Der scheidende Baudezernent Franz-Josef Höing nannte es eine »städtebauliche Schlüsselstelle«. Um die zu nutzen, fehlte lange Geld. Die Kulturverwaltung wollte 2015 zwei der kleineren Gebäude gar abreißen, weil ihre Sanierung zu teuer war. Die Hallen blieben stehen. Es dauerte bis Anfang des Jahres, ehe die Planungen endlich Fahrt aufnahmen: Die Stadt will aus einer Förderung des Landes neun Millionen Euro in das Gelände investieren.

 

Der Stadtentwicklungsausschuss beschloss dafür im März ein ambitioniertes Werkstattverfahren. In nur acht Wochen erarbeiteten drei Planungsbüros »zeitnah um--setzbare Nutzungsperspektiven«: Die Identität des Standorts sollte erhalten bleiben, der Kalker Süden belebt, die Aufenthaltsqualität gesteigert werden. Die Bürger forderten zudem eine Kita, eine weiterführende Schule und Grünflächen. Daran fehlt es in Kalk. Und auch wurde in der Werkstattphase immer wieder darauf hingewirkt, Gentrifizierung zu verhindern und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

 

Nach Auffassung der Jury leistete das am besten der Entwurf des Kölner Büros »BeL — Bernhardt und Leese«, der sich gegen zwei Mitbewerber durchsetzte. Er sieht ein gemischtes Quartier vor — mit Gewerbe, Büros und Wohnungen. 30 Prozent sollen öffentlich finanzierter, günstiger Wohnraum sein. Die vielen Freiflächen sollen durchgängig miteinander verknüpft werden. Die kleinen Hallen am Ottmar-Pohl-Platz könnten kulturell genutzt werden — vom Museum Ludwig und vom Schauspiel Köln, das dort schon bis 2014 aufführte. Für den Kalker Bezirksbürgermeister Marco Pagano (SPD) wäre auch die Kammeroper denkbar.

 

Streit dagegen droht um die neue Nutzung der beiden großen KHD-Hallen 70 und 71. Das Siegerbüro sieht für sie eine Schule und eine Kita vor. In Halle 70 sollen das Dach abgedeckt und ein Pausenhof sowie ein Kita-Gebäude untergebracht werden. Die angrenzende Halle 71 soll zur Schule umgebaut werden — und genau da liegt das Problem. Zwar fand die Idee die Zustimmung der Jury und der Bevölkerung, aber aus der Stadtverwaltung kamen auch Bedenken. Sie warnt vor einem Bauen im Bestand. Der Siegerentwurf geht mit dem Widerspruch des Stadtplanungsamts und seiner Leiterin Anne Luise Müller in die politischen Gremien. Dort soll nach der Sommerpause eine Entscheidung fallen. Dafür aber braucht es eine Beschlussfassung von der Stadtverwaltung. »Ich erwarte, dass man zeitnah eine gute Lösung findet«, sagt Kalks Bezirksbürgermeister Pagano. »Sonst war das Verfahren eine Mogelpackung.«